Der Interessensverband AustrianStartups fordert unter anderem Reformen im Bildungssektor.

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Die heimische Start-up-Szene boomt, leidet aber unter einem Mangel an privaten Investments. Maximal 15 Millionen Euro werden jährlich von Privaten in Start-ups investiert, schätzt SpeedInvest-CEO Oliver Holle, der jährlich bis zu vier Millionen Euro hierzulande investiert. Die Staatsholding ÖIAG könnte mit "Corner Investments" andere Fund-Investoren anziehen, so der Interessensverband AustrianStartups.

"Visionspapier"

Der Verein hat heute ein mehr als 40-seitiges "Visionspapier" veröffentlicht, um auf die Chancen und Probleme der Branche aufmerksam zu machen. Den heimischen Parteien wurde das Arbeitspapier bereits persönlich übermittelt. Die Politik habe Interesse an den Ergebnissen signalisiert, so Christoph Jeschke, Geschäftsführer von AustrianStartups am Dienstag vor Journalisten. In Österreich gebe es zu wenig Risiko- und Wachstumskapital für Start-Ups, mahnte Can Ertugrul von AustrianStartups. Mehr privates Risikokapital könnte etwa durch die steuerliche Absetzbarkeit von frühphasigen Investitionen mobilisiert werden.

Wenn beispielsweise nur 0,5 Prozent des heimischen Stiftungsvermögens von 60 bis 80 Mrd. Euro - also 300 bis 400 Mio. Euro - in die Start-up-Szene investiert würde, dann hätte das einen Rieseneffekt für die Branche, betonte Ertugrul. Nachfolger von Facebook, Google oder Apple würden auch dann wahrscheinlich nicht hierzulande gegründet, aber Wien könnte dann mit den Start-up-Vorzeigestädten Berlin, London, Stockholm und Barcelona mithalten.

Österreich hat in den vergangenen Jahren einige erfolgreiche Start-ups hervorgebracht, etwa den Sport-App-Entwickler Runtastic, die Web-Telefoniefirma Jajah oder auch den Online-Spieleanbieter bwin.party.

Reformen im Bildungssektor

Von der Politik wünscht sich der Interessensverband eine Verbesserung des Gründungsumfeldes und Reformen im Bildungssektor. Notariatspflichtige Geschäftsprozesse für Start-ups müssten reduziert werden, ein einfaches Beteiligungsmodell für Kapitalgesellschaften (u.a. GmbH) eingeführt werden. Auch die Gewerbeordnung würde in der Gründungsphase viele Abläufe verlangsamen oder behindern.

Um ein Abwandern von Start-ups zu verhindern, müsste es mehr gut qualifizierte Mitarbeiter in Österreich geben. Im Bildungsbereich sollte der IT-Unterricht bereits ab der Volksschule beginnen und alle Jugendlichen Programmieren lernen. Gründungswerkstätten an den Universitäten könnten den potenziellen Pool an Gründern deutlich vergrößern.

Laut dem ebenfalls veröffentlichten "Austrian Startup Report 2013" - basierend auf einer Umfrage unter 575 Personen - sind heimische Start-up-Gründer im Schnitt 32 Jahre alt und zu 88 Prozent männlich. (APA, 26.11.2013)