Ein einfaches Interface und leichtgewichtige Apps werden zu den Stärken von Elementary OS gezählt.

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Im Jahr 2006 hatte Daniel Foré genug von Windows. Er wechselte zu Linux, dem bekannten Open Source-Betriebssystem, von dem er schon viel gehört hatte. Er begann, sich zu involvieren, trotz fehlender Programmiererfahrung. Sein erster Beitrag war ein Set aus neuen Icons.

Schließlich begann er an einer neuen Desktopoberfläche unter dem Namen "Elementary" zu arbeiten – der erste Schritt eines mittlerweile langen Weges zur eigenen Linux-Distribution, wie Wired berichtet.

Der Weg zum eigenen System

Eines Tages entschloss Foré sich, gemeinsam mit einem Entwickler unter dem Pseudonym ammonkey, einen eigenen Zweig des Dateimanagers Nautilus zu entwickeln, wobei er selbst sich um das Design kümmerte. Die neue Version, genannt Nautilus Elementary, wurde gut angenommen. Andere Designer und Entwickler fragten an, ob sie eigene Programme mit Ästhetik-Fokus unter dem "Elementary"-Banner schreiben könnten. Bald war Foré verantwortlich für mehrere Projekte.

An diesem Punkt angekommen, entschlossen sich Foré und sein Team letztlich, eine eigene Linux-Distribution zu schaffen. "Wir haben angefangen, an den ganzen coolen Apps zu arbeiten und einen Weg gebraucht, sie alle auf einmal zu liefern". Das Resultat: Elementary OS - ein schickes und umfangreiches Betriebssystem, das auch auf älteren Rechnern gut läuft und kostenlos verfügbar ist.

Während Linux ein Big Player in der Serverwelt ist und - vor allem dank Android - auch die mobile Welt beherrscht, spielt das System in der Desktopwelt nach wie vor nur eine untergeordnete Rolle. Hier herrschen nach wie vor Microsoft und Apple,

Für Ein- und Umsteiger

Elementary OS richtet sich laut Foré an zwei Nutzergruppen: Junge Entwickler, die neu im Open Source-Bereich sind und einen leichten Einstieg suchen und unerfahrene User, die sich von Windows lösen willen. "Wir glauben nicht, dass der Desktop tot ist. Wir denken, er hat eine wichtige Funktion", erklärt Jim Nelson von der Open Source-Entwicklerfirma Yorba gegenüber Wired. Yorba entwickelt den E-Mail-Client Geary und den Fotomanager Shotwell. Beide Programme sind auch in Elementary OS inkludiert.

Das schlanke Interface von Elementary soll jene Komplexität aus dem Spiel nehmen, für welche Linux-Systeme gerne kritisiert werden. Dazu sollen auch die ästhetischen Qualitäten stimmen. Die Basis liefert Ubuntu, viele der Standard-Apps wurden mit leichtgewichtigeren Alternativen ersetzt.

Granite

Mit dem Ziel, ein schnelles, effizientes und schönes Betriebssystem zu liefern, möchte man nicht das Rad neu erfinden, sondern das Bestehende verbessern. Dabei helfen soll zunehmende Modularisierung und Verwendung von oft eingesetzten Open Source-Bibliotheken.

Jedoch hat man nicht die Kapazitäten, jedes Programm selbst zu schreiben, welches man bräuchte, um etwa mit dem Funktionsumfang von Windows zu konkurrieren. Daher möchte man mehr Entwickler für sich gewinnen und liefert ein eigenes Desktopentwicklungs-Framework namens "Granite". Dieses soll die Entwicklung beschleunigen und ästhetische Konsistenz sicherstellen. Dazu machte man die 2006 erfundene Programmiersprache Vala zum Standard, die sich in der Linux-Community steigender Popularität erfreut.

Bei Yorba verzichtet man zwar auf "Granite", lobt aber Vala in höchsten Tönen. "Wir hatten College-Studenten, die noch nie ein GTK-Programm geschrieben hatten, die in einer Woche Patches und Features entwickeln konnten", erklärt Nelson.

Langer Weg

Freilich ist Elementary OS, dessen jüngste Ausgabe 0.2 "Luna" im August veröffentlicht wurde, noch weit davon entfernt, eine gewichtige Rolle als Windows-Alternative zu spielen, da man nicht zuletzt mit unzähligen anderen Linux-Distributionen um Aufmerksamkeit konkurriert. Zumindest was das Design des Systems betrifft, vermag man aber bereits herauszustechen. (red, derStandard.at, 26.11.2013)

Video: Elementary OS "Luna"