Kabul - Afghanistans Regierung hat eine massive Aufstockung der internationalen Hilfen im Kampf gegen den Drogenanbau gefordert und vor der Übernahme des Landes durch die Drogenmafia gewarnt. "Der Kampf gegen die Drogen ist beinahe so wichtig wie der gegen den Terrorismus geworden", sagte der afghanische Außenminister Abdullah Abdullah in Kabul. Nach dem Sturz des radikalislamischen Taliban-Regimes Ende 2001 ist Afghanistan wieder zum weltweit größten Produzenten von Rohopium, dem Grundstoff für Heroin, geworden. Mit Blick auf Länder mit Drogen-Absatzmärkten wie Deutschland betonte Abdullah: "Wenn sie uns heute nicht mit adäquaten Maßnahmen helfen, diese Bedrohung zu bekämpfen, werden sie in drei, vier Jahren das Vielfache dafür bezahlen müssen." Das Problem werde sich von den Mohnfeldern Afghanistans bis auf die Heroinmärkte Berlins, Londons und anderer Städte erstrecken. Der Drogenanbau könnte zur größten Gefahr für das neue Afghanistan werden, warnte Abdullah. "Handeln, bevor es zu spät ist"

"Die Welt muss handeln, bevor es zu spät ist", appellierte der Außenminister an die internationale Staatengemeinschaft. In ihrer Hand liege es, ob Afghanistan zu einem "Drogenstaat wie manche Länder in Südamerika" werde. Den Bauern müssten Alternativen zum lukrativen Drogenanbau geboten werden. Der Kampf gegen den Drogenanbau in Afghanistan sei eine langfristige Angelegenheit und nicht in ein oder zwei Jahren beendet. "Es es ist kein einfacher Kampf", sagte der Außenminister. "Wir brauchen eine Koalition, um ihn zu gewinnen."

Nach einem Bericht der Vereinten Nationen ist es der Regierung in Kabul trotz aller Anstrengungen nicht gelungen, die Drogenproduktion einzudämmen. Im vergangenen Jahr wurden demnach in fünf schwer kontrollierbaren Provinzen rund 3.400 Tonnen Rohopium erzeugt. Die Befreiung Afghanistans von der Drogenwirtschaft erfordere viel mehr politische Sicherheit und Kapital als gegenwärtig vorhanden, hatte es in dem Bericht geheißen. Unter der Taliban-Herrschaft war die Rauschgift-Produktion deutlich zurückgegangen. UNO besorgt Die UNO in Kabul zeigte sich unterdessen besorgt über das "ernste Drogenproblem" in der afghanischen Hauptstadt. Zehntausende Afghanen, darunter auch viele Frauen, konsumierten Heroin, Opium, Haschisch, Alkohol oder Medikamente wie Valium, teilte die UNO am Donnerstag bei der Vorlage der ersten Untersuchung zum Drogengebrauch in Kabul mit. 29 Prozent der Opium-Konsumenten seien Frauen. Knapp die Hälfte der Heroin-Nutzer hätten als Flüchtlinge in Pakistan oder Iran mit dem Drogengebrauch begonnen. (APA/dpa)