Rubens Weinkeller

Foto: Rubens

Eingang Rubens Palais

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Verlautbart wurde ja eigentlich, dass das "Ruben's Palais" - das edle Nebenrestaurant der "Ruben's Brasserie" im Palais Liechtenstein - im Herbst starten soll. Dann nutzte man allerdings den Umstand, dass das hübsche Restaurant schon fertig war, dass Küchenchef Ruben Brunhart Kapazitäten frei hatte, da für die Gasthaus-Schiene der Brasserie Alexander Mascha gewonnen werden konnte, und dass drittens mit Marion Jambor (zuvor Mraz & Sohn, Fabios) eine erstklassige Restaurantleiterin zur Verfügung stand.

Also sperrte man halt auf, "soft", mitten im Sommer, ohne großes Tamtam. Einerseits. Andererseits ist das "Ruben's Palais" jetzt kein Restaurant, über das man einen Sommer lang so einfach hinwegsehen könnte, denn dazu kann Ruben Brunhart einfach zu gut kochen, dazu ist die Speisekarte - zwei Menüs à zehn Gänge - zu ambitioniert, und dazu ist der Garten unter der riesigen Linde einfach zu hinreißend.

Unter einem speziellen Thema stehen die beiden Menüs nicht, "es soll gemischt sein, von klassisch bis ein bisschen verrückt", meint Ruben Brunhart. Als klassisch empfindet man zum Beispiel einmal die exzellente Hummer-Fenchel-Quiche (€ 13), als eher verrückt das Lammcarpaccio mit Lavendel (€ 10,50); die geräucherte Wachtel mit Preiselbeeren und Feigen hinterließ einen guten, wenngleich nicht allzu starken Eindruck (€ 12,50), Scampi mit Koriander-Paprika-Sorbet war stärker, wenngleich als Portion zu winzig und als Scampo zu Flusskrebs (€ 13,50); die liierte Zitronensuppe mit Kaninchentortelloni, na ja, (€ 7), die Eierschwammerlschaumsuppe mit Erdäpfel-Speck-Tasche gab mehr Gas (€ 8), Jakobsmuschel mit Cidre und Béchamel überbacken, Hardcore-Französisch, eh fein (€ 12), die Gänselebertartelette mit Stachelbeeren verzichtbar (€ 14). Großartig noch die Entenleber mit Muskattrauben (€ 11), ganz großartig der geräucherte Stör mit Kürbisgemüse (€ 21) sowie die beiden Desserts, eine Dreiervariation einmal von Cassis, einmal vom Pfirsich (je € 9,50). Die Hauptgerichte überzeugten, vielleicht auch, weil man so eine gastronomische Tour de Force - vier Stunden und reichlich Schlagobers - ja nicht mehr so sehr gewöhnt ist.

Eine individuelle Menüzusammenstellung brächte zweifellos Lustgewinn, der Käse - man arbeitet mit dem elsässischen Star-Fromager Renée Tourette zusammen - muss jedoch sein. Die 240 Weine auf der Karte garantieren eine genussvolle Begleitung, vielen Flaschen im preislichen Topsegment stehen allerdings zu wenige taschengeldfreundliche gegenüber. Nichts, was sich in den kommenden Monaten nicht noch einschleifen kann, und ein neuer Player am bevölkerten Parkett der Wiener Luxusgastronomie ist das "Ruben's Palais" ohne Frage. (Florian Holzer, DER STANDARD, rondo/08/08/2003)