Frankfurt - Die Konjunktur in der Euro-Zone ist nach Einschätzung der Europäischen Zentralbank (EZB) auf dem Weg zur Erholung. Gleichzeitig bezeichnen die Währungshüter in dem am Donnerstag vorgelegten Monatsbericht August die Aussichten für die Preisstabilität weiterhin als günstig und ihren geldpolitischen Kurs als angemessen.

Die EZB hat den Leitzins von 2,00 Prozent am 31. Juli unverändert gelassen, nachdem sie ihn im Juni um 50 Punkte auf das tiefste Niveau seit Ende des Zweiten Weltkriegs (1945) gesenkt hatte.

Wie erwartet verhalten

Im ersten Halbjahr sei die Konjunktur wie erwartet verhalten geblieben. "Gleichzeitig besteht immer mehr Grund für die Erwartung, dass sich die Wirtschaftstätigkeit in der zweiten Jahreshälfte 2003 allmählich erholen und im Jahr 2004 festigen wird," heißt es im Bericht. Die EZB-Volkswirte weisen auf das stabilisierte Vertrauen in der Wirtschaft hin. Der preisdämpfende Euro-Anstieg werde den Konsum fördern, die niedrigen Zinsen dürften dabei die Investitionen unterstützen.

"Außerdem deutet immer mehr darauf hin, dass die Auslandsnachfrage zur Erholung im Euro-Währungsgebiet beitragen wird." Abwärtsrisiken bestünden weiter, "auch wenn sie in letzter Zeit etwas nachgelassen haben könnten".

Inflation um die zwei Prozent

Die Inflationsrate könnte in den kommenden Monaten laut EZB etwas schwanken, unter anderem wegen möglicher Preisanstiege bei Lebensmitteln in Folge der extremen Trockenheit. Jedoch werde die Teuerungsrate 2003 wie bisher erwartet um zwei Prozent pendeln, kommendes Jahr werde sie unter zwei Prozent liegen. Auch mit der Konjunkturbelebung wird nach Erwartung der EZB kein Preisauftrieb einsetzen, da sie von einem mäßigen Lohn- und Preisanstieg ausgeht.

Von der EZB regelmäßig befragte Experten haben aber die Wachstumserwartungen für dieses und das kommende Jahr nach unten korrigiert. Für das Jahr 2003 erwarten die Ökonomen im Euro-Raum ein durchschnittliches Wachstum von 0,7 Prozent, für das Jahr 2004 von 1,7 Prozent, heißt es im EZB-Monatsbericht. In der vorherigen Umfrage hatten die Experten mit einem Wachstum von einem Prozent in diesem und 2,1 Prozent im kommenden Jahr gerechnet.

Weniger Wachstum

Als Gründe für die Revision nach unten nennen die Volkswirte die anhaltenden Unsicherheit über die Auslandsnachfrage, die Aufwertung des Euro gegenüber dem US-Dollar sowie die eingetrübten Aussichten für die privaten Investitionen. (DER STANDARD Print-Ausgabe, 8.8.2003)