Der Direktor des von den USA unterstützten Fernsehsenders Irakisches Mediennetzwerk in Bagdad hat sein Amt niedergelegt. Ahmad el Rikabi erklärte am Dienstag während eines Aufenthalts in London, unzureichende Finanzmittel machten es seinem Irakischen Mediennetzwerk unmöglich, mit Sendern zu konkurrieren, die der amerikanischen Besatzung des Irak kritisch gegenüberstünden.

So könnten die USA etwa den von Katar ausgestrahlten Programmen von Al-Jazeera nichts entgegen setzen. Auch der von Iran aus operierende Sender El Alam sei mit einem 24-Stunden-Programm besser vertreten als das Irakische Mediennetzwerk, das lediglich 16 Stunden senden könne. Ohne eine bessere technische, personelle und finanzielle Ausstattung werde es dem irakischen Rundfunk und Fernsehen nicht gelingen, Propaganda zugunsten Saddam Husseins auszugleichen, warnte El Rikabi. Deshalb wende sich der gestürzte Staatschef auch immer wieder mit Tonbandaufnahmen an die arabischen Konkurrenten.

Sender stacheln auf

"Die Iraker, die sunnitischen Muslime eingeschlossen, sind nicht gegen ihre Befreier, aber sie werden dazu aufgestachelt", erklärte El Rikabi, der nach Kriegsende im Irak an Bord einer US-Maschine nach Bagdad eingeflogen worden war. Al-Jazeera oder El Alam trügen zu den Spannungen im Irak bei, meinte der TV-Manager, man brauche Fernsehen auf diesem technischen Niveau, um solchen Sendern zu begegnen.

Der größte Teil des Personals von Iraq Media Network ist Rikabis Angaben zufolge nach und nach gegangen, weil es sich unterbezahlt fühlte. Das US-Verteidigungsministerium hatte den Aufbau des irakischen Senders einem Privatunternehmen in Kalifornien übergeben. Rikabi, der als Sohn ins Exil geflüchteter Eltern den Irak selbst nicht kannte, arbeitete zuvor für das von den USA finanzierte Radio Free Iraq. Im Irak traf er erstmals seinen Bruder, einen Oberst in der früheren Armee Saddam Husseins. (Reuters/DER STANDARD; Printausgabe, 7.8.2003)