Wien – Wenn in ganz Europa in einer konzertierten Aktion die Handschellen klicken, dann hat Europol in den meisten Fällen Vorarbeit geleistet. Bei der europäischen Polizeibehörde arbeiten 60 so genannte Kriminalanalysten, deren Aufgabe es ist, aus einem Datenwust relevante Informationen für die Überführung von Verbrechern herauszufiltern. Auch ein Österreicher analysiert ab Oktober in der Europol-Zentrale in Den Haag.

Arbeit der Analysten

Die Arbeit der Analysten besteht aus mehreren Schritten, erklärte am Mittwoch Ralf Vogl vom Bundeskriminalamt vor Journalisten. Sie müssen das von den nationalen Polizeibehörden übermittelte Material (Telefonkontakte, Bewegungsprofile, Rauschgiftfunde) strukturieren und für die elektronische Erfassung aufbereiten. Dann geht es an die Auswertung und grafische Darstellung. Etwa welche Personen besonders häufig miteinander telefoniert haben. So sollen kriminelle Netzwerke erkennbar gemacht werden.

Keine Interpretationen

"Dabei dürfen wir aber nichts interpretieren. Es kann ja beispielsweise sein, dass zwei Anrufer miteinander verwandt sind", präzisiert Vogl. Die Analysten können aber die Polizei vor Ort bitten, nähere Informationen einzuholen.

Derzeit laufen 21 Projekte, deren Themen von Heroinhandel über Kinderpornografie und illegaler Beschäftigung bis hin zu Terrorismusverdacht reichen. Damit ein Projekt starten kann, muss es zunächst von mindestens zwei Mitgliedsstaaten beantragt werden. Gegebenenfalls stoßen im Laufe der Erhebungen dann andere Nationen dazu.

Unterschiedliche Datenschutzrichtlinien

In der Multinationalität liegt für Vogl, der im Oktober nach Den Haag wechselt, auch eine gewisse Schwierigkeit. 15 unterschiedliche Datenschutzrichtlinien sind zu beachten, in der Anfangsphase eines Projektes besteht die Arbeit oft aus dem Ausfüllen diverser Formulare und Ansuchen.

Achtzig Prozent der bei der Europolgründung vereinbarten Konvention behandeln die Datenschutzthematik, schätzt Vogl. So ist genauestens geregelt, wer unter welchen Umständen Zugang wozu hat. Die nationalen Behörden erhalten so nur gefilterte Daten. (moe, DER STANDARD Printausgabe 7.8.2003)