Amerikanische und europäische Kartellwächter haben zuletzt einige Rückschläge erlitten. In den USA ist der Prozess zur Zerschlagung des Microsoft-Konzerns nach dem Regierungswechsel in Washington zusammengebrochen. Die Auflagen, auf die sich die Bush-Regierung mit dem Softwareriesen geeinigt haben, tun Bill Gates kaum noch weh. In Brüssel hat Wettbewerbskommissar Mario Monti zwar zahlreiche Firmenfusionen untersagt, musste dann aber zusehen, wie seine Vetos vom Europäischen Gerichtshof aufgehoben wurden.

Vorsicht

Das Vorgehen der Kommission gegen Microsoft ist daher von einer gewissen Vorsicht geprägt. Seit vier Jahren untersucht Brüssel die Praktiken, mit denen Microsoft seine Marktmacht gegen die Konkurrenz und neue Technologien verteidigt. Nun glaubt Monti in zwei kritischen Bereichen - einfache Server und Media-Player - genügend Material für eine Geldstrafe in der Hand zu haben, die auch der EuGH nicht beanstanden kann.

Erfüllung würde den Wettbewerb fördern

Mit seinen Cash-Reserven von 49 Milliarden Dollar könnte Microsoft selbst hohe Geldstrafen aus seiner Portokasse bezahlen. Das fortgesetzte EU-Verfahren ist allerdings ein psychologischer Hemmschuh für den Konzern, der seine Monopolstellung bei PC-Betriebssystemen immer wieder auf andere Produkte auszudehnen versucht. Die Forderungen der Kommission - Preisgabe der Daten über Serverschnittstellen und Entkoppelung von Windows und dem konzerneigenen Media-Player - sind vernünftig; ihre Erfüllung würde den Wettbewerb fördern, ohne Microsoft aus Zukunftsmärkten zu drängen.

Härte

Montis Verhandlungsposition wäre mit etwas Rückendeckung aus den USA stärker. Doch dort wird Microsoft kaum noch auf die Finger geschaut. Auch Amerikas Computernutzer müssen hoffen, dass Brüssel in dieser Sache hart bleibt. (DER STANDARD Printausgabe, 7. August 2003)