Bild nicht mehr verfügbar.

Die Witwe Kellys bei der Beerdigung ihres Gatten.

Foto: APA/EPA/Johnny Green-Tim Ockenden

Bild nicht mehr verfügbar.

Foto: APA/EPA/PA/Johnny Green
Einer war nicht zur Trauerfeier erschienen, und doch richteten sich alle Scheinwerfer auf ihn. Geoff Hoon, der britische Verteidigungsminister, sieht wie der erste große Verlierer der Affäre um aufgebauschte Irak-Waffen-Papiere und den toten Biologen David Kelly aus.


Kelly wurde am Mittwoch beigesetzt, in einer stillen Zeremonie in der dörflichen Marienkirche zu Longworth, in der Nähe seines Wohnorts Southmoor in der Grafschaft Oxfordshire. Keine Fernsehkameras, ein Polizeikordon schirmte die Trauernden vor der Presse ab. Als Vertreter von Premier Tony Blair, der auf der Karibikinsel Barbados Urlaub macht, sprach Vizepremier John Prescott der Witwe und den drei Töchtern Kellys sein Beileid aus.

Hoon seinerseits, eine Hauptfigur der Affäre, musste sich vor den Paparazzi verstecken. Der Minister, einer der engsten Vertrauten Blairs, sollte sich in seiner Ferienvilla einschließen und sich nicht blicken lassen. So lautete der Rat der Downing Street, die Heidenangst hatte vor Schlagzeilen wie "Kelly begraben – Hoon badet im Pool".

David Kelly, ein 59-jähriger Mikrobiologe, der sich Mitte Juli das Leben nahm, der zur Bahai-Religion konvertiert war, aber dennoch nach christlichen Bräuchen beerdigt wurde, dieser David Kelly war kein x-beliebiger Beamter im Ministerium des Geoff Hoon. Im Gegenteil, er gehörte zu dessen wichtigsten Waffenexperten. Unstrittig ist, dass Kelly auch zu den führenden Irak-Spezialisten gehörte. Kaum jemand wusste so genau Bescheid über die Waffenprogramme Saddam Husseins – und über das, was bereits verschrottet war – wie der zurückhaltende Oxford-Absolvent. Von 1994 bis 1997 war er 37 mal als UN-Inspektor im Zweistromland.

"Einfach absurd"

Den Mann im Nachhinein als kleines Licht abzustempeln, wie es Hoon in einer ersten Panikattacke tat, "ist einfach absurd". Mit diesen Worten nahm Professor Alastair Hay, ein Kollege des Biologen, seinen Freund vor nachträglichen Herabsetzungen in Schutz.

Die Anwürfe kamen, weil Kelly der Regierung vorwarf, die irakische Bedrohung wider besseres Wissen übertrieben zu haben. Die BBC hatte Ende Mai darüber berichtet, die Ministerriege schoss mit vehementen Dementis zurück, schließlich gab Hoon seinen Untergebenen Kelly als BBC-Informanten preis. Mittlerweile hat sich der Streit zur schwersten Krise in den sechs Amtsjahren Blairs hochgeschaukelt. Am Montag nimmt der Lordrichter Hutton seine Untersuchungen auf. (DER STANDARD, Printausgabe, 7.8.2003)