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Der St. Pöltner Bischof Kurt Krenn fordert für die Kirche einen Vertreter im Verfassungskonvent, um den Einfluss der Kirche bei der Reform der Verfassung geltend zu machen.

Foto: APA/Artinger Guenter
Wien - Der St. Pöltener Diözesanbischof Kurt Krenn ist wieder auf Konfliktkurs. In der am Donnerstag erscheinenden Ausgabe der Info-Illustrierten "News" reklamiert Krenn einen Vertreter der Kirche in den Österreich-Konvent zur Erarbeitung einer neuen Verfassung. Seinen Bischofskollegen wirft er vor, zu defensiv zu agieren und hat auch eine Begründung dafür: "Weil sie feig sind".

Insbesondere die Linie von Kardinal Christoph Schönborn ist Krenn zu weich. "Man müsste sich eben in den Konvent hineinreklamieren. Dass man uns jetzt dort von vornherein ausbremst - dabei müssten wir nicht einen, sondern fünf Vertreter im Konvent haben - das wird in der Bischofskonferenz noch zu besprechen sein. Wir sind doch nicht irgendwer! Es ist doch unmöglich, dass man eine gesellschaftliche Größe wie die Kirche nicht vertreten sein lässt", ärgert sich Krenn.

Befürchtet "Entfremdung Kirche versus Staat"

Der St. Pöltener Bischof befürchtet eine gesellschaftspolitische Entfremdung. Wenn sie meinen, sie brauchen uns nicht, dann läuft das sicher auf eine gewisse Entfremdung Kirche versus Staat hinaus, mit dem wir bisher doch ein ganz gutes Verhältnis gehabt haben. Ich sage generell: Will man für die Zukunft was tun, sollten wir doch in der Lage sein, den Menschen Gott zurückzugeben. In der österreichischen Verfassung herrscht gerade da ein großer Mangel."

Türkei habe in Europa "nichts zu tun"

Kritisch äußert sich Krenn auch zum EU-Verfassungsentwurf, in dem seiner Ansicht nach nur "Schmafu" stehe. "Für mich ist das einzig mögliche Programm ein christliches Europa, was heißt, dass etwa die Türkei in diesem Europa nichts zu tun hat", setzt sich Krenn in Widerspruch zur offiziellen Linie der Bundesregierung.

Verteidigt Bundesregierung in Sachen Pensionsreform

Differenziert fällt Krenns Urteil über die Politik der Bundesregierung aus. Die Kritik an der Pensionsreform ist für ihn nur "dummes Gerede", es gehe doch um den gefährdeten Generationenvertrag. Kritischer sieht er hingegen die Privatisierungspläne: "Überlässt man die Menschen nur dem freien Spiel der Marktkräfte, dann geht das ganz sicher schief. Im Grunde alles Kennzeichen von Orientierungslosigkeit."(APA)