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Goldwäsche

Foto: apa/dpa/zucchi
Rauris – Es gibt Regeln beim Goldwaschen. Und die erste – wichtigste – lautet: "Kein Kind geht weinend heim." Weil die zweite Regel lautet: "Wenn ein Kind wirklich kein Gold findet, hilft der Sepp." Und spätestens dann, findet oder aber "findet" (Augenzwinkern in 2. Spalte klusive) der kleine Nuggettsucher ein stecknadelspitzengroßes, glitzerndes Flankerl: Gold. Echtes Gold. Und der Sepp hat – fast – nichts getan.

Es gibt auch andere Regeln beim Goldwaschen. Wettkampfregeln. Wenn die gelten, wird aus dem leutseligen Sepp der regierende Goldwasch-Staatsmeister Haslinger – und der wäscht in Rauris seit 15 Jahren als Profi Gold. "Wenn man jeden Tag wäscht, könnte man davon leben", sagt der 57-jährige, schränkt aber ein: "Man müsste aber schweres Gerät verwenden."

Aber das kann und will sich am Eingang zum Nationalpark Hohe Tauern niemand vorstellen. Auch, weil das Vorkommen zu gering ist, um Rauris auf dem internationalen Goldmarkt interessant zu machen. Freilich: Im 15. Jahrhundert war Rauris das Klondike Europas. Es wurde nicht gewaschen, sondern geschürft – und ein Knappenleben war wenig wert. Heute ist das anders – und Goldwaschen ein Sport: Aus 20 Kilogramm (präpariertem) Sand muss eine Hand voll einen halben Millimeter kleine Goldplättchen gewaschen werden. Vier Minuten brauchen gute Goldwäscher dafür. Haslinger schafft es in zweieinhalb.

Dieses Wochenende tritt er in Rauris an, seinen Titel zu verteidigen. Gegen internationale Konkurrenz. Denn eine Woche später ist Goldwasch-WM. In der Schweiz. Mit rund 900 Goldwäschern. Und einige werden wohl in Rauris ihre WM-Generalprobe abhalten. (Thomas Rottenberg/DER STANDARD, Printausgabe, 6.8.2003)