Wien – Nach Redimensionierung und schweren Einschnitten will die Voest-Alpine Industrieanlagenbau (VAI), die Metallurgie-Tochter des in Privatisierung befindlichen Anlagenbauers VA Tech, ihre Präsenz in China verstärken. Noch heuer sollen im Reich der Mitte zwei VAI-Ableger gegründet werden, kündigt VAI-Chef Gerhard Falch im Standard-Gespräch an.

Eine soll – nach dem Vorbild von Softwareherstellern – Automationsservices bereitstellen und (weiter-)entwickeln, die andere auf Assembling und Zukäufe abgestellt werden, also unter anderem für Drittfirmen Ausrüstungen zusammenbauen. Das dafür vorliegende Auftragsvolumen beziffert Falch mit zehn bis 15 Millionen Euro.

Seit die Weltgesundheitsorganisation WHO Anfang Juli bei der Lungenkrankheit Sars Entwarnung gegeben habe, habe sich das China-Geschäft wieder merklich entspannt.

Die VAI habe derzeit Aufträge im Wert von einer halben Milliarde Euro in Abwicklung, und neue seien – dank des Baubooms für Olympia 2008 und die Weltausstellung in Schanghai 2010 – in Sicht. Anders als der US-amerikanische oder der europäische Stahlmarkt wachse der chinesische derzeit jährlich um üppige 20 Prozent. Davon wolle und werde man profitieren.

Obwohl der globale Anlagenbau-Markt seit 1997 von zehn auf 6,5 Milliarden Euro geschrumpft sei, habe die VAI ihren 15-prozentigen Weltmarktanteil verteidigen können. Sie ist damit dem Hauptkonkurrenten SMS Demag (16 Prozent) dicht auf den Fersen. Heuer will man gleichziehen.

Dank des China- und Russland-Geschäftes, das ebenfalls floriert und im ersten Halbjahr bereits das Vorjahresvolumen erreicht habe, könnte dies gelingen. "Es könnten heuer in den GUS-Staaten 150 bis 200 Millionen Euro Auftragseingang werden", sagte der seit dem Vorjahr auch im VA-Tech-Vorstand für das Kerngeschäft Metallurgie verantwortliche Falch.

Demnach hat der Verlustbringer VAI den Turnaround nachhaltig geschafft, die Redimensionierung inklusive des hundert Millionen Euro umfassenden Kostensenkungsprogramm sei weit gehend abgeschlossen, "ohne dass die Betriebsleistung eingebrochen ist", betonte Falch.

Heuer habe sich VAI bereits zum wesentlichen Liquiditätsbringer für den unter der zurückhaltenden Investitionsneigung leidenden VA-Tech- Konzern entwickelt, betonte Falch. Zu schaffen macht der VAI, auf die rund 25 Prozent der VA-Tech-Auftragseingänge entfallen, der starke Euro gegenüber dem Dollar. (Luise Ungerboeck, Der Standard, Printausgabe, 06.08.2003)