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Auch nach der Ankunft der ersten Friedenssoldaten gingen die Kämpfe weiter. Eine Frau beweint ihren Verwandten, der von einem Querschläger getroffen wurde.

Foto:APA/ EPA/NIC BOTHMA
Monrovia/Genf - Von der Landung der ersten westafrikanischen Friedenssoldaten in Liberia versprechen sich die Vereinten Nationen eine rasche Besserung der Lage in dem Bürgerkriegsland. "Die Entsendung der Soldaten wird die Sicherheitssituation stabilisieren und den Hilfsorganisationen ermöglichen, jetzt Hunderttausenden leidenden Menschen zu helfen", sagte Kris Janowski, Sprecher des UNO-Hochkommissariats für Flüchtlinge (UNHCR), am Dienstag in Genf.

UNO-Hilfsorganisationen nannten die Lage in der Hauptstadt Monrovia als sehr Besorgnis erregend. Es fehle an Wasser, Nahrungsmitteln sowie medizinischer Versorgung, berichteten UNO-Organisationen am Dienstag in Genf. Hunderttausende seien vom Hunger bedroht.

Die Lage in dem umkämpften Land sei außerordentlich schwierig. Es gebe massive Menschenrechtsverletzungen, Plünderungen und Vergewaltigungen, sagte die Sprecherin des UNO-Koordinationsbüros für humanitäre Hilfe, Elisabeth Byrs. Zudem seien einige schwere Cholerafälle aufgetreten. Es gebe nicht genügend Plätze in den Krankenhäusern, es fehle an Elektrizität und Wasser. Teilweise hätten die Menschen Regenwasser getrunken, das jedoch verschmutzt sei.

Am Montagabend waren als erstes Truppenkontingent der westafrikanischen Staatengemeinschaft Ecowas 198 nigerianische Soldaten in Monrovia eingetroffen. Sie wurden von den Einwohnern begeistert begrüßt. Auch UNO-Generalsekretär Kofi Annan begrüßte den schnellen Einsatz der Friedenstruppe, die unter einem UN-Mandat vorgeht. Das UNO-Gremium sicherte der Ecowas-Friedenstruppe Unterstützung zu und beschloss, sie im Oktober durch eine internationale UNO-Mission zu ersetzen.

Bis zum 17. August sollen rund 770 Nigerianer in Liberia stationiert werden. Insgesamt werden dort etwa 3250 westafrikanische Soldaten erwartet, um die Kämpfer der Rebellen und die Truppen sowie die Milizen des noch amtierenden Präsidenten Charles Taylor zu trennen. Taylor bekräftigte derweil laut nigerianischen Angaben seine Zusage, nach seiner für den 11. August vorgesehenen Machtübergabe an einen Nachfolger ins nigerianische Exil zu gehen.

US-Beteiligung unklar

Eine Beteiligung der USA an der UNO-Truppe für Liberia blieb indes weiterhin ungewiss. Washington hat bisher lediglich zehn Millionen Dollar (8,84 Mio. Euro) für logistische Hilfe zugesagt; aus Sicht Nigerias viel zu wenig. Ferner wurden drei Kriegsschiffe vor die Küste Liberias entsandt, von denen zwei bereits eingetroffen sind. Ein ranghoher amerikanischer Regierungsbeamter deutete an, dass einige der auf diesen Schiffen stationierten Soldaten durchaus an Land gehen könnten, um die angelaufene Ecowas-Friedensmission zu unterstützen.

Unterdessen reißt der Flüchtlingsstrom aus Liberia nicht ab. Nach Schätzungen des UN-Flüchtlingshilfswerkes UNHCR sind seit Mai rund 40.000 Menschen aus Liberia in die Elfenbeinküste geflohen, sagte UNHCR-Sprecher Janowski. (Reuters, dpa, AP/DER STANDARD, Printausgabe, 6.8.2003)