Mit Version 5.66 verabschiedet sich Winamp von der Bildfläche.

Foto: AOL

Version 0.2 war noch nicht mehr als ein rudimentärer MP3-Player.

Foto: Screenshot

Zahlreiche Nutzer schwörten lange auf Version 2, insbesondere nach dem Fehlstart von Version 3.

Foto: Screenshot

Für einen Begleiter des Aufstiegs der MP3s Ende der 1990er-Jahre gehen demnächst die Lichter aus. AOL stellt die Weiterentwicklung des Musikplayers Winamp ein. Am 20. Dezember macht man die Schotten des Downloadservers und die Winamp-Onlinedienste dicht.

Die Geschichte des Players beginnt im Jahre 1997. Damals wurde das Programm als Freeware vom Entwickler Justin Frankel (dessen gewählter Firmenname Nullsoft eine Anspielung auf Microsoft ist) veröffentlicht. Version 0.2 bot nicht viel mehr als ein extrem simples Interface zum Abspielen einzelner Dateien. Schon in Version 1, die im Sommer des gleichen Jahres erschien, wies aber bereits die vielen bekannte, typische Oberfläche auf. Analog zum Firmenlogo wurde die Phrase "Winamp, it really whips the Llamas' ass" zum Startsound. 1998 wurde aus Winamp ein Shareware-Projekt.

Rascher Aufstieg

In den folgenden zwei Jahren gewann der Player rasant an Beliebtheit, auch weil man mit Shoutcast per Plugin das Streamen von Musik übers Web ermöglichte – eine Grundlage für zahlreiche kleine Onlineradios. Das blieb auch dem Internetriesen AOL nicht verborgen, der Nullsoft bereits im Jahre 1999 für 100 Millionen Dollar schluckte. Seine Position bei AOL, das damals nach einem Standbein im Online-Medienvertrieb suchte, hielt Frankel in weiterer Folge nicht davon ab, Gnutella zu entwickeln.

Das Filesharing-System merzte die größte Schwäche von Napster aus, das über zentrale Server lief. Gnutella hingegen dezentralisierte den Dateiaustausch über Peer-to-Peer-Technologie. Frankel ging sogar soweit, Gnutella über die Nullsoft-Homepage an die Öffentlichkeit zu bringen, was ihm disziplinäre Maßnahmen seines Arbeitgebers einbrachte.

Features vs. Geschwindigkeit

Winamp legte derweil von Version zu Version an Featureumfang zu. Der Start von Version 3.0 im Jahr 2002 verlief jedoch nicht nach Wunsch. User beklagten sich über Bugs und Schwerfälligkeit und viele hielten an Version 2 fest, die parallel weiterentwickelt wurde. Winamp 5 – Nummer 4 wurde absichtlich übersprungen – sollte alles besser machen und kam Ende 2003 heraus.

Ein Jahr später wurde Nullsoft dicht gemacht und die verbleibenden Mitarbeiter ins AOL-Team integriert. Ziel war es, mit Winamp gegen umfassende Mediaplayer und Bibliotheken a la iTunes zu konkurrieren. Doch diese sowie der Trend, Musik nicht mehr direkt herunterzuladen, sondern als Stream zu hören, ließen die Popularität von Winamp weiter schwinden.

Letzte Version 5.66

Während das Winamp-Blog seit rund einem Jahr nicht mehr aktualisiert wurde, ist mit Version 5.66 vor kurzem die letzte Version des Players erschienen. Diese bringt kleinere Verbesserungen, Bugfixes und aktualisierte Codecs mit. (red, derStandard.at, 21.11.2013)