Kathmandu - Zwei Tage nach der Parlamentswahl in Nepal haben die Maoisten ihren Gegnern Fälschung vorgeworfen. Parteiführer Pushpa Kamal Dahal, genannt Prachanda, forderte am Donnerstag einen Stopp der Auszählung. "Wir akzeptieren das Urteil des Volkes, können aber keine Verschwörung und Fälschung hinnehmen", so Prachanda. Ihm droht laut Staatsfernsehen der Verlust seines Sitzes in der Hauptstadt Kathmandu.

Wie das Fernsehen unter Berufung auf vorläufige Ergebnisse berichtete, landete Prachanda abgeschlagen auf dem dritten Platz. Demnach schnitten die Maoisten, die nach dem Ende des blutigen Bürgerkriegs 2006 die Waffen niedergelegt und sich zur Teilnahme an den Wahlen bereit erklärt hatten, insgesamt schlecht ab. Mit dem Versprechen sozialer Reformen, wirtschaftlichen Wachstums und dauerhaften Friedens hatten sie die Wahl 2008 mit großer Mehrheit gewonnen, sind seitdem jedoch in die Kritik geraten. Prachander war nach Ende des jahrelangen Bürgerkriegs neun Monate lang erster Ministerpräsident des Landes.

Angespannte Situation

Die kurze Amtszeit Prachandas 2008 war vorzeitig im Konflikt mit dem Militär geendet. Seitdem scheiterten eine ganze Reihe von Koalitionsregierungen. Die Arbeit an der Verfassung wurde im Mai 2012 ohne Ergebnis abgebrochen. Auch wegen Korruptionsvorwürfen haben sich viele Anhänger enttäuscht von den Maoisten abgewandt. Insbesondere Prachanda und seiner Familie wird vorgeworfen, seit dem Krieg den revolutionären Idealen den Rücken gekehrt zu haben und im Luxus zu schwelgen.

Die Fälschungsvorwürfe könnten in der ohnehin angespannten Situation für weiteren Streit sorgen. Eine Gruppe der Maoisten hatten sich kürzlich von ihrer Mutterpartei losgesagt und zum Boykott der Wahlen aufgerufen. Vor der Abstimmung am Dienstag gab es zahlreiche Proteste, bei denen wiederholt Fahrzeuge in Brand gesetzt und Sprengsätze gezündet wurden. Mit vorläufigen Ergebnissen wird für Freitag gerechnet, die Endergebnisse sollen Ende des Monats vorliegen. Die Wahlbeteiligung lag mit 70 Prozent höher als 2008. (APA, 21.11.2013)