Mit zusammenhängenden Spiegelbildern kann und will dieser "Strange Allibert" (2013) des österreichischen Künstlers Markus Wilfling nicht dienen.

Foto: Matthias Cremer

Wien - "Eigentlich" ist alles ganz anders, könnte eines der Mottos von Markus Wilfling lauten. Der 1966 geborene Bildhauer ist mit seinem "Schatten" bekannt geworden, den er 2003 anlässlich des Kulturhauptstadtjahres dem Grazer Uhrturm verpasste. Ging es ihm damals darum, auf die verdrängte NS-Vergangenheit der Stadt Graz zu verweisen, führt er nun mit mehreren Schatten heran an Wirklichkeiten rund um die "eigene" Psyche.

Simpel, aber eindrücklich macht er das in seiner Ausstellung im Projektraum Viktor Bucher etwa mit einem Spiegel, dem er mithilfe eines Schattens etwas Geheimnisvolles verleiht, oder mit dem Objekt Stille Psyche, das die Möglichkeit zur Selbstreflexion jedoch im Verborgenen belässt: Es handelt sich dabei um ein auch Psyche genanntes Spiegelmöbel, bei dem Wilfling schwarze Gummiplatten an die Stelle der reflektierenden Flächen setzte. Diese hat er wiederum - im selben Verhältnis zueinander wie am Objekt - an die dahinter liegende Wand montiert.

Somit müsste man an der Psyche ein bisschen rütteln und schieben, um das verborgene Ich zu entdecken. Das zeigt sich in der Ausstellung dann noch einmal an anderer Stelle, allerdings komplett zerstückelt: Strange Allibert "geteiltes Selbst - verschoben" heißt die Arbeit, für die Wilfling einen klassischen Badezimmerschrank horizontal aufschneiden ließ. Nun hängen die einzelnen Teile gegeneinander verschobener an der Wand und geben weder vom Betrachter noch von den Räumen ein sehr kohärentes Bild wider.

Obwohl eine Reihe weiterer Objekte dagegen fast minimalistisch anmutet - geradlinig wirkt die Wirklichkeit nicht: So wölbt sich etwa die Arbeit Blickfeld und Blickpunkt in den Raum, während Raumöffner und Apparatur zum Perspektivenwechsel auffordern.

Dem Künstler geht es um die Knicke in der Realität, denen er mit Gegenständen des Alltags nachzuspüren versucht. Im Falle der beiden letztgenannten Arbeiten realisiert er das mit antennenartigen Ministativen oder ein paar Metallrahmen. Mit diesen bemüht er sich - jenseits einer Selbstbeschau und einer manchmal doch allzu wortwörtlichen Übersetzung - um das Erforschen poetischer Räume, aber auch anderer Kosmen. (Christa Benzer, DER STANDARD, 21.11.2013)