Durch die Fortschritte bei der kardiologischen Diagnostik und Therapie überleben immer mehr Menschen einen Herzinfarkt. Dennoch zählen Herz-Kreislauferkrankungen in Österreich weiterhin zur häufigsten Todesursache. Von 100.000 Einwohnern erleiden jedes Jahr rund 300 einen Herzinfarkt. Ungefähr 30 Prozent der Herzinfarkte verlaufen tödlich. "Für den Patienten ist der Herzinfarkt ein akutes Ereignis, doch die zugrunde liegende Koronare Herzkrankheit nimmt meist schon viele Jahre vorher ihren Anfang", erläutert Detlef Moka vom Berufsverband Deutscher Nuklearmediziner (BDN).

Die Grundursache für Herzinfarkte ist die Gefäßverkalkung. Ein ungesunder Lebensstil und erbliche Vorbelastung führen dazu, dass sich in den Blutgefäßen Cholesterin und Fette einlagern. Diese Ablagerungen - auch Plaques genannt - engen die Herzkranzgefäße zunehmend ein. Gefährlich wird es, wenn die Plaques Kalk einlagern und gewissermaßen verknöchern. Denn spitze Kalkablagerungen können die feine Innenhaut der Gefäße anritzen. Dann bildet sich ein Blutpfropf, der innerhalb von Minuten das Kranzgefäß verstopft. Der Herzmuskel ist von der Blutversorgung abgeschnitten - es kommt zum Infarkt. 

Nuklearmediziner aus Schottland haben nun eine Möglichkeit gefunden, wie die Plaques mittels Positronen-Emissions-Tomografie (PET) sichtbar gemacht werden können. Für die Untersuchung spritzten die Ärzte eine schwach radioaktiv markierte Substanz, den sogenannten Tracer, in die Venen der Patienten. Nach kurzer Zeit erreicht der Tracer die Herzkranzgefäße, wo er vorübergehend an den Plaques hängenbleibt. "Die schwache radioaktive Strahlung ermöglicht es dem PET-Gerät, die gefährlichen Plaques genau zu orten", erklärt Moka.

Drohenden Herzinfarkt erkennen

Nikhil Joshi vom Forschungszentrum der "British Heart Foundation" in Edinburgh konnte auf diese Weise Plaques bei 37 von 40 Patienten nachweisen, die bereits einen Herzinfarkt erlitten hatten. Später machte der Forscher Plaques auch bei 18 von 40 Patienten mit Angina pectoris, auch unter "Brustenge" bekannt, sichtbar. In beiden Gruppen wurde durch eine Herzkatheteruntersuchung bestätigt, dass sich an den im PET angezeigten Stellen tatsächlich eine Plaque befindet. Außerdem konnte der Forscher in Laborexperimenten nachweisen, dass die Tracer bevorzugt an fortgeschrittenen Hochrisiko-Plaques binden. "Die Untersuchung zeigt also deutlich, ob ein Herzinfarkt bevorsteht", interpretiert Detlef Moka die Ergebnisse.

Die in Schottland entwickelte PET-Untersuchung ist technisch schon jetzt an Kliniken und bei niedergelassenen Nuklearmedizinern möglich. "Der Tracer musste nicht neu entwickelt werden. Wir nutzen ihn schon seit Jahren für die Untersuchung des Knochens und in der Krebsdiagnostik", sagt Moka.

Bevor die Untersuchung auch für Patienten mit Herzbeschwerden umgesetzt wird, sind allerdings zusätzliche Studien notwendig. "Die neue Untersuchung hat aber wichtige Voraussetzungen für weitere klinische Studien zur Behandlung dieses gefährlichen Krankheitsbildes geschaffen", ist der Nuklearmediziner überzeugt.(red, derStandard.at, 20.11.2013)