Mit seinem roten, schweißfeuchten Antlitz und dem mächtigen Doppelkinn fühlt man sich bei Rob Fords Anblick fast zwangsläufig an James-Bond-Widersacher Auric Goldfinger erinnert, den von Gert Fröbe gespielten Prototyp eines Bösewichts. Und auch wenn Ford, seit 2010 Bürgermeister der kanadischen Metropole Toronto, keine Ambitionen haben dürfte, die US-Goldreserven in Fort Knox per Atombombe zu verstrahlen (so das abstruse 007-Drehbuch), so haftet doch auch ihm das Image eines skrupellosen Realitätsverweigerers an.

2007 setzte sich Ford als Mitglied des Stadtrats gegen Baumaßnahmen zugunsten von Radfahrern ein. Er begründete das damit, dass Straßen nun einmal für Autos und Busse und nicht für Zweiräder vorgesehen seien. Kämen Radfahrer bei Unfällen ums Leben, so seien sie selbst schuld. Ein Jahr zuvor hatte er gefordert, ein staatlich gefördertes HIV-Präventionsprogramm zu streichen. Der "normale Bürger" sei weder schwul noch drogenabhängig und auch von Aids nicht betroffen.

Apropos Drogen: Der Footballfan, der sein Politologiestudium nach bloß einem Jahr abbrach, wurde 1999 selbst wegen Fahrens unter Alkoholeinfluss und Marihuanabesitzes verhaftet. 2006 wurde er dann volltrunken aus einem Eishockeyspiel geworfen, weil er Zuschauer beleidigt hatte.

Im Oktober dieses Jahres tauchte schließlich ein Video auf, das Ford zusammen mit mehreren Größen der Unterwelt beim Rauchen einer Crackpfeife zeigt - und das sind nur einige wenige Ausschnitte aus seiner Vita voller Ausbrüche und Exzesse.

Fords Umgang mit den Vorwürfen folgt dabei immer dem gleichen Schema, den gleichen zwei Schritten. Nummer eins: Er habe nichts getan, es sei alles gelogen, die Person XY wolle ihm schaden. Nummer zwei: Er habe noch einmal nachgedacht, die Vorwürfe seien doch wahr, er sei nur ein Mensch und bitte um Verzeihung.

Bis Montag hatte sich Ford, Mitbesitzer eines Unternehmens, das Etiketten produziert (Umsatz: 70 Millionen Euro), mit dieser Methode auch schadlos in Amt und Ehren gehalten. Das jüngste Drogengeständnis des zweifachen Familienvaters, das durch Videobeweise unumgänglich geworden war, quittierte der Stadtrat von Toronto jedoch mit dem Entzug der meisten seiner Machtbefugnisse. "Sie haben soeben Kuwait angegriffen!", drohte der Bürgermeister wütend. Also scheint auch Größenwahn Rob Ford und Auric Goldfinger zu einen. (Josef Saller, DER STANDARD, 20.11.2013)