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Xiomara Castro (re.) und Expräsident Zelaya hoffen auf Familienrückkehr ins Präsidentenamt.

Foto: AP/Verdugo

Tegucigalpa/Puebla - Vor vier Jahren wurde Manuel Zelaya im Pyjama aus dem Präsidentenpalast von Honduras geworfen. Nun könnte er durch die Hintertür wieder einziehen, denn seine Frau Xiomara Castro gilt als Favoritin bei der Präsidentenwahl am kommenden Sonntag. Das wäre eine Ohrfeige für die bürgerliche Oligarchie, die Zelaya damals wegen seiner Nähe zum sozialistischen venezolanischen Staatschef Hugo Chávez aus dem Amt gefegt hatte.

Die 54-jährige Castro tritt für die neu gegründete Partei Libre an, eine Sammlung aus linker Basis, abtrünnigen Liberalen und Staatsbediensteten, die seit Monaten streiken und ausstehende Gehälter einfordern. Sie verspricht Sozialprogramme und eine verfassungsgebende Versammlung - über dieses Vorhaben wurde ihr Mann damals gestürzt -, ist im Ton aber moderater als Zelaya.

Ihr schärfster Konkurrent ist der 45-jährige Juan Orlando Hernández von der regierenden Konservativen Partei, ein Berufspolitiker und Notar. Beide liegen in Umfragen bei rund 28 Prozent. Hernández steht Präsident Porfirio Lobo nahe und ist Parlamentspräsident. Er weiht im Wahlkampf Sozialwohnungen ein, will aber auch Kampfjets kaufen, Staatsbetriebe privatisieren und die Kriminalität mit der neuen Militärpolizei bekämpfen. Honduras ist mit 85 Morden pro 100.000 Einwohnern das gewalttätigste Land der Welt.

Lobos Amtszeit war geprägt vom Anstieg der Gewalt, Korruptionsskandalen und umstrittenen Prestigeprojekten wie der Vergabe privater Konzessionen für den Bau von "Modellstädten". Deshalb verlaufen die Fronten nicht mehr so klar wie damals beim Putsch, als sich die gesamte Polit- und Wirtschaftselite gegen Zelaya stellte. Einige Unternehmer unterstützen nun Castro. 62 Prozent der Bevölkerung gaben bei einer Umfrage an, die aktuelle Regierung habe nichts Positives bewirkt.

Um Ideologie geht es bei der Wahl nur vordergründig: Egal wer gewinnt - es werden Kompromisse im Parlament nötig sein. Hauptsächlich stehen unternehmerische Pfründe auf dem Spiel und der Zugriff auf den Staatshaushalt. Honduras ist eines der ärmsten Länder Lateinamerikas, 70 Prozent der Einwohner leben unterhalb der Armutsgrenze.

Die EU, die Wahlbeobachter schickt, gab sich über die unklare Herkunft der Gelder zur Wahlkampffinanzierung besorgt. (Sandra Weiss, DER STANDARD, 20.11.2013)