Dekadenz pur: Mit offenem Dach und Sitzheizung fahren.

 

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Foto: Dan Saelinger / Corbis

Pro
Von Sigi Lützow

Ist der Papst katholisch? Kotet der Bär in den Wald? Ist die Sitzheizung etwas Feines? Fragen sind das, die sich doch bitte von selbst, natürlich mit Ja beantworten. Ist ein derart argumentiertes Pro öde? Ja! Ist es langweilig, darauf hinzuweisen, dass Ischiasgeplagte, Unterleibsverkühlte oder schlicht Er- und Verfrorene am liebsten jenem wohl längst auf immer erkalteten Vorstand von Saab Messen lesen lassen würden, dessen Rückenleiden liebdienerische Mechaniker der Schweden Anfang der 1970er veranlasst haben soll, einen beheizbaren Dienstautositz zu konstruieren?

Na ja. Also dann anders. Die Sitzheizungen in österreichischen Autos leisten über die Mineralölsteuer einen nicht zu unterschätzenden Beitrag, das Budgetloch so klein zu halten, dass nicht unbedingt groß darüber geredet werden muss. Schon gar nicht vor Wahlen. Rund 0,4 Liter Sprit frisst eine Sitzheizung, Stunde für Stunde! Weshalb nur behördlicherseits regelbare Sitzheizungen zur Pflicht erhoben werden sollten - zur ganzjährigen natürlich.

Kontra
Von Christoph Winder

Tja, das waren noch Zeiten im alten Sparta: Zucht und Ordnung, körperliche Ertüchtigung bis zum Abwinken und als einziger Luxus dann und wann ein Teller Blutsuppe. An diesem Ethos sollte man sich ein Beispiel nehmen!

Tut man aber nicht. In unseren verzärtelten Zeiten geben nämlich Warmduscher und Weicheier den gesellschaftlichen Ton an, Leute, die ungeniert beginnen, hysterisch herumzicken, wenn das sensible Hinterteil einmal im Auto einen Temperaturabfall von drei Grad Celsius erleiden muss. Was für ein Tort! Natürlich hat eine willfährige Zubehörindustrie diesen Pseudobedarf sofort erkannt und baut jetzt regelmäßig Heizschlangen in die KFZ-Sitze ein, nur damit unsere Popschi-Mimosen nichts zu klagen haben.

Hätten heute noch die alten Spartaner das Sagen, dann sähen unsere Autositze ganz anders aus: Die wären mit spitzen Wackersteinen gefüllt und grobem Schmirgelpapier bezogen, damit auch der Autofahrer am Steuer nicht auf die Disziplin und den Ernst des Lebens vergisst.  (Rondo, DER STANDARD, 22.11.2013)