Eisenstadt - Ein besonders drastischer Fall von sexuellem Kindesmissbrauch hat sich - so jedenfalls der dringende Verdacht - im Südburgenland, im Bezirk Güssing, zugetragen. Ein zwölfjähriges Mädchen hat in der vergangenen Woche ein Kind geboren. Der Vater soll ihr 30-jähriger Stiefvater sein. Das jedenfalls erzählte sie im Krankenhaus Graz, in das sie, nach der offenbar daheim erfolgten Geburt, wegen starker Bauchschmerzen gekommen war.

Der 30-Jährige wurde umgehend in U-Haft genommen, ein Vaterschaftstest angeordnet. Schon in früheren Beziehungen war der Mann einschlägig aufgefallen und stand sozusagen auf dem behördlichen Radar. "Die Jugendwohlfahrt", sagt Bettina Horvath, die leitende Sozialarbeiterin der Landesregierung, "hat ihre rechtlichen Möglichkeiten ausgeschöpft und die damals neue Lebensgefährtin über die zurückliegenden Verdachtsfälle in einem Gespräch informiert - leider ohne Erfolg".

Am Anfang des Jahres wurde der Mann dann auch am Landesgericht Eisenstadt wegen sexuellen Missbrauchs verurteilt, legte aber Berufung ein, das Verfahren läuft also noch.

Schulische Auffälligkeiten

Zuletzt hat sich die Sache dramatisch zugespitzt. Anfang Oktober schlug die Schule Alarm und berichtete über auffällige Verhaltensänderungen des Mädchens. Auch die Schwangerschaft wurde konkret angesprochen.

Man habe auf einen Schwangerschaftstest gedrängt, der war unglaubwürdigerweise negativ und offenbar gefälscht. "Wir haben auf weitere Untersuchungen bestanden. Es war auch schon ein Termin vereinbart, der aber abgesagt wurde. Danach gab es wieder Gespräche, zu einem zweiten Test ist es aber nicht mehr gekommen."

Gerlinde Stern-Pauer, die Sprecherin des zuständigen Soziallandesrates Peter Rezar (SPÖ), meint, dass die Behörde in diesem Fall alles unternommen habe. "Aber man kann niemanden, auch kein Kind, zu einer Untersuchung zwingen." Das ginge nur mit gerichtlichen Beschlüssen, "aber das dauert eben seine Zeit".

Die Mutter der Zwölfjährigen hat noch zwei weitere Kinder. Die wurden auf einem Pflegeplatz untergebracht. Die Zwölfjährige und ihr Säugling sind noch im Krankenhaus. Der Stiefvater sitzt in Eisenstadt. Und alle zusammen warten auf das Ergebnis des Vaterschaftstests, der - wenn der böse Verdacht zutrifft - jenen Sachbeweis liefert, der in solchen Verfahren meistens fehlt. Ermittelt wird auch gegen die Mutter. (wei, DER STANDARD, 20.11.2013)