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Auch Beamte der EU-Mission Eulex beschützten am Sonntag die Wähler in Mitrovica.

Foto: AP/Zveki

Die halbe Stadt trägt Kapperl: Da sind einerseits die blitzblauen Kopfbedeckungen der Eulex-Beamten, die sich vor dem Eingang und in der "Heiligen Sava-Schule"  postiert haben. Dann sind da die dunkelblauen Kosovo-Polizisten mit Schirmmützen. Auf der anderen Seite der Schule, in der sich 16 Wahllokale befinden, stehen italienische Carabinieri in schwarzen Sicherheitsanzügen, teilweise schwer bewaffnet. Dahinter internationale Kfor-Soldaten mit roten und grünen Kappen, dazwischen die Zivilschutzleute, erkennbar am orangen Dreieck.

An all diesen "Beschützern"  müssen die Wähler vorbei, wollen sie ihre Stimme abgeben. Und es sind viele, die das tun wollen. Ganz anders als vor zwei Wochen, als hier in Nordmitrovica serbischen Extremisten das Feld überlassen wurde, die die Wahllokale stürmten, die Urnen zerstörten, sodass die Wahlbeobachter fliehen mussten. Damals kamen die internationalen Sicherheitskräfte viel zu spät, um die Situation wieder unter Kontrolle zu bringen.

Mit Prishtina reden

Offenbar hat man gelernt. "Was soll das für eine Demokratie sein, wo man so viel Polizei für eine Wahl braucht?", murmelt eine Frau. Eine andere bedeckt ihr Gesicht, um nicht erkannt zu werden, als sie in die Schule eintritt.

Die meisten Leute gehen aber wohlgelaunt hinein und begrü­ßen die Schutzmaßnahmen. Ein älteres Ehepaar hofft, "dass nun alles besser wird, vor allem sicherer" . Der 51-jährige Goran S. findet es gut, wenn jemand gewinnt, "der von Belgrad unterstützt wird, aber auch mit Prishtina redet". Er hat deshalb Krstimir Pantić von der Serbischen Liste gewählt. "Wir brauchen in Mitrovica keine Berliner Mauer mehr", sagt er und spielt auf die Steinwälle auf der Brücke der zwischen Albanern und Serben geteilten Stadt an. Tatsächlich wurden erstmals seit dem Krieg 1999 die Serben hier nicht mehr darauf eingeschworen, die Kooperation mit Pristhina zu verweigern. Nach jahrelangem Dasein in einer Grauzone zwischen zwei Staaten könnte sich eine Perspektive auftun.

Eine blonde Dame ist sicher, dass Oliver Ivanović die Wahlen gewinnen wird. "Die staatlichen Ämter sagen, man soll Pantić wählen. Und die Leute tun auch so. Aber vor der Urne kann dich keiner kontrollieren" , sagt sie. Ivanović und die Kandidatin Adrijana Hodžić beschweren sich darüber, dass die Serbische Liste versuche, Leute "einzuschüchtern"  oder zu "kaufen". So seien etwa "Wohlfahrtspakete" verteilt worden. "Das hat nichts mit der Wahl zu tun", sagt Pantić zum Standard. Er schätzt, dass die Wahlbeteiligung "bei mindestens 20 Prozent liegen wird". Der Bürgermeister möchte auch Chef der Gemeinschaft der serbischen Gemeinden werden. Pantić ist siegessicher.

Sicher ist auch, dass Belgrad die Wahlen gut vorbereitet hat. Überall ist auf Plakaten Vizepremier Aleksandar Vučić zu sehen. "Vučić wird hier aufräumen und alle Serben in die EU führen" , sagt Ivan P., 19 Jahre alt, aus Zemun. Er und seine Freunde von Vučićs Fortschrittspartei sind vor Tagen angereist, um die "Wahl zu unterstützen" . Nur der Mann mit dem zerfurchten Gesicht hält von den Wahlen, "ništa"  – nichts. "Brüssel diktiert, und wir folgen", sagt er. (Adelheid Wölfl aus Nordmitrovica /DER STANDARD, 18.11.2013)