Daniel Holden macht sich fertig für sein Leben nach dem Gefängnis. Es wird kein leichtes. Serienpremiere "Rectify" am Sonntag.

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Wien - Die Biografie von Daniel Holden liest sich wie ein Kollateralschaden: 19 Jahre sitzt er im Gefängnis in Einzelhaft, weil er als Jugendlicher seine Freundin vergewaltigt und ermordet haben soll. Dank neuer Methoden stellt sich seine Unschuld heraus. Daniel (Aiden Young) wird freigelassen. Er bindet die Krawatte um und verlässt den Bau - für immer.

Das Glücksgefühl dauert allerdings nicht lange, denn ein Kollateralschaden ist ein Kollateralschaden, und in der Dramaserie "Rectify" (zu deutsch: Wiedergutmachen) ist Glück etwas für Augenblicke: Es dauert gerade so lange, wie man Mutter und Schwester um den Hals fällt und einen Schrei voll von Erleichterung und Schmerz ausstößt. Wieder losgelassen ist alles irgendwie eigenartig, ungewohnt.

So einfach geht es nicht zurück in die Normalität. Das hängt vor allem damit zusammen, dass trotz aller DNA-Proben eine Restunsicherheit bleibt, Familie, Freunde und Nachbarn in den nächsten sechs Folgen beschäftigt und Daniel plagt: War er es nicht etwa doch? Oder sogar: Er wird es schon gewesen sein.

Grundböser Mörder oder unfassbare Ungerechtigkeit

Eine prickelnde Ausgangssituation für ein starkes Serienepos schuf Ray McKinnon, Serienschauspieler ("Deadwood", "Sons of Anarchy") und Erfinder von "Rectify". Über die Frage, ob Daniel Young ein grundböser Mörder ist oder ein Mensch, dem unfassbare Ungerechtigkeit zustößt, lässt sich trefflich spekulieren.

"Rectify" ist die erste eigenproduzierte Serie des von Robert Redford gegründeten Sundance Channel, einem Indie-Kanal, der für anspruchsvolle Serienware steht, derzeit im deutschsprachigen Fernsehen vertreten mit "Top of the Lake", donnerstags bei Arte. Eine zweite Staffel von "Rectify" wurde bereits bestellt.

Die Story erinnert an "Homeland", wo die Problematik "Trau keinem Fremden und Freunden schon gar nicht" virtuos im Terrormilieu durchgespielt wurde: Die Möglichkeiten der Freiheit sind begrenzt, und nachher weiß man's oft besser. Auf DVD und ab Sonntag im Abo-TV Sky Atlantic HD. (Doris Priesching, DER STANDARD, 16.717.11.2013)