WLV-Präsident Ottmann hofft auf einen Aufschwung.

Foto: standard/heribert corn

Acht Bahnen auf der Geraden, aber nur sechs in der Kurve. Internationalen Meeting-Standards wird diese Laufbahn nicht gerecht, Trainingsansprüchen sollte sie freilich genügen.

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Wien - Ankündigungen klingen halt manchmal gar so toll: Steuerreform, Anhebung der Familienbeihilfe. Oder: Wiener Leichtathletikzentrum. Letzteres immerhin ist am Freitag offiziell eröffnet worden. Bürgermeister Michael Häupl hatte die WLZ-Errichtung angekündigt, nachdem die Wiener der von Häupl lancierten Frage nach einer möglichen Olympiabewerbung eine Absage erteilt hatten. Und der eine oder andere Realitätsverweigerer hatte da zumindest kurz eine Anlage, die internationale Meeting-Standards erfüllen könnte, vor Augen.

Herausgekommen ist die Sanierung der guten alten Leichtathletik-Anlage auf dem Cricket-Gelände im Prater. Hier lief der berühmte Kenianer Henry Rono 1978 einen Weltrekord über 10.000 Meter. In den folgenden Jahren hat die Anlage eher schlechtere denn bessere Zeiten erlebt, das soll sich nun ändern, wenn es nach Walter Ottmann geht, dem Präsidenten des Wiener Leichtathletikverbands.

Budget mit engen Grenzen...

Ottmann führt quasi den Standard über die neue Laufbahn und holt ein wenig aus. "Die alte Bahn wurde komplett abgetragen, die neue wurde von Grund auf mit Tartan aufgebaut." Auch ein Aufwärmbereich für die Sportler ist sich ausgegangen, nicht ausgegangen sind sich acht Laufbahnen rundherum. In den Kurven wäre es entweder zu eng geworden, oder man hätte zu viel Erdreich bewegen und ein Gebäude versetzen müssen. Das hätte das bescheidene Budget (800.000 Euro) gesprengt, in dem auch die Errichtung eines schlichten, zweistöckigen Gebäudes enthalten ist. Hier stehen die meisten Räume noch leer, eingerichtet werden Garderoben, eine Physiotherapiekammer, ein Kraftraum und auch das Büro des Wiener Verbands (WLV).

...und die Folgen

Berichte über die Meeting-Untauglichkeit des neuen Zentrums haben den WLV-Präsidenten geärgert. Auf Sicht wünscht er sich österreichische Meisterschaften in Wien. Die Tatsache, dass nur sechs Läufer nebeneinander eine Runde laufen können, wäre auch kein Hindernis, wie der österreichische Verband (ÖLV) bestätigt. Allerdings ist dort von anderen "limitierenden Komponenten" die Rede. Das betrifft etwa "die Kapazität der Garderoben und Duschen" und das Fehlen einer Tribünen-Überdachung, die laut Ottmann aber bis 2015 vorhanden sein soll. Viel mehr als knapp hundert überdachte Sitzplätze wird es aus statischen Gründen allerdings wohl eher nicht spielen.

Trainieren geht nun besser

ÖLV-Sportdirektor Hannes Gruber betont wie Ottmann seine Zufriedenheit mit dem neuen Zentrum. "Wir haben nicht unbedingt eine Wettkampfstätte benötigt, aber sehr wohl eine fixe Trainingsstätte, die den Athleten rund um die Uhr zur Verfügung steht." Tatsächlich sollten sich die Trainingsbedingungen in Wien schlagartig verbessern. So gibt es nun je zwei Wurf-, Stabhochsprung- und Dreisprunganlagen sowie sogar vier Weitsprunganlagen. Die jeweilige Mehrzahl sollte es allen Aktiven erlauben, ihr Training nach der Richtung des Winds auszurichten, der sich neben der Meiereistraße gern ordentlich aufbaut.

Der Eröffnung am Freitag wohnten auch Athleten bei, viele von ihnen trainieren allerdings bereits in der Halle. So gesehen wird es wohl bis Frühling 2014 dauern, bis es sich, wie man sagt, "auf Cricket" wirklich abspielt. Am 1. Mai könnten dort auch die Meistertitel über 10.000 Meter vergeben werden. Ottmann denkt darüber nach, zu diesem Anlass den mittlerweile 61- jährigen Henry Rono nach Wien zu bringen. Klingt toll. (Fritz Neumann - DER STANDARD, 16.11. 2013)