Über Erklärliches und Unerklärliches zum Thema Freude, Humor und Lachen sprachen (v. li.): René Proyer (Universität Zürich), CliniClowns-Gründer Roman Szeliga und Peter Hagen (VIG).

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Es gab in den 25 Jahren, die er in seinem Unternehmen sei, nur einen Moment, an dem er dem Gedanken einer Kündigung nahe gewesen sei, sagt Peter Hagen, Vorstandsvorsitzender der Vienna Insurance Group. Damals noch Assistent des Vorstands, habe er mit seinem Kollegen viel gelacht, woraufhin eine Beschwerde ins Personalbüro flatterte: In dieser Etage werde nicht gelacht, hieß es dort. Hagen: "Für mich war damals klar, dass ich keinen Job machen will, bei dem es verboten ist zu lachen." Daraufhin der damalige Personalchef sinngemäß: Das sei kein Grund zu kündigen, nur einer, die Tür zu schließen.

Diese Woche Dienstag lud das BFI Wien zum Expertentalk "Humor und Freude im Business" ins TechGate Vienna. Mit Peter Hagen diskutierten der Arzt, Seminarleiter, Vortragende und CliniClowns-Gründer Roman Szeliga sowie der Persönlichkeitspsychologe René Proyer, der zunächst über die unterschiedlichen "Gesichter" des Humors und der Freude aufklärte, über angemessene und unangemessene, ans Mobbing grenzende Formen. Grundsätzlich, so Roman Szeliga in seiner Rolle als Mediziner, sei Lachen gesund: "Lachen löst ein wahres Hormonfeuerwerk im Körper aus, der Blutdruck sinkt, und auch Schmerzen werden gelindert."

"Endstation Ernsthaftigkeit"

Grundsätzlich, so Proyer, zähle Humor zu den Charakterstärken, die auch zu mehr Lebenszufriedenheit beitragen können. Humor sei eine moralisch positiv bewertete Eigenschaft. Die Frage sei immer, an wen man sich - mehr oder weniger - humorvoll wende. Fünf Prozent der Erwachsenen, so der Forscher, seien Gelotophobiker, Menschen, die Angst davor haben, ausgelacht zu werden. Humor, sagt Proyer, ist also nicht immer nur gut. Wichtig sei auch aus Forschersicht - und an diesem Punkt stimmten Szeliga wie Hagen zu -, sich an den "kleinen Freuden" zu delektieren, verspielt zu sein. Nicht zuletzt auch, weil das positive Gefühle befördere.

So soll auch die berufliche Tätigkeit mit Freude erfüllt sein - darin war sich das Plenum einig. Hagen verwehrte sich vehement gegen die Dichotomie von Arbeit und Leben respektive Freude. Wer keine Freude bei der Arbeit habe, der könne doch darin auch gar nicht gut sein, postulierte er. Über das geflügelte Wort, dass nach der Schule der "Ernst des Lebens" beginne, konnten alle drei nur den Kopf schütteln. "Endstation Ernsthaftigkeit", so Proyer dazu. Als Führungskraft habe Peter Hagen aber festgestellt, dass es mit Humor vorsichtiger umzugehen gelte. Selbst der beiläufig getane Scherz vom Chef wird von den Mitarbeitern genau hinterfragt werden. Da beiße er sich beizeiten auf die Zunge - das sei nicht immer lustig. Vor allem waren sich die Diskutanten darüber einig, dass es sehr häufig die kleinen Freuden des Alltags seien, seinen Humor, die Freude auch zu kultivieren. Wichtig auch ein optimistischer Zugang zu den Dingen. All das helfe über besonders schwierige Phasen hinweg. (haa, DER STANDARD, 16./17.11.2013)