Sieben von zehn Förderbändern für Skifahrer weltweit entwickeln und bauen Österreicher. Die Idee dafür kam einst aus den USA.

Foto: sunkid

Ein Masterplan stand nie dahinter, und vieles war dem Zufall zu verdanken. Erst kam ein "Zauberteppich" für Kinder, dann formte sich um ihn herum ein Betrieb. Gemeinsam ging es vom ersten Tag an weit über Österreich hinaus - ohne dabei je an den Wurzeln in Tirol und Oberösterreich zu rütteln.

Sunkid ist Weltmarktführer. Abseits von Gondeln und Sesselliften treffen Skifahrer zusehends auf die Förderbänder der Imster. Manche ihrer Anlagen lassen sich von der Sonne antreiben. Andere helfen auf Golfplätzen, in Freizeitparks, auf Festivals und Laufstegen weiter. Ihnen allen gemeinsam ist, dass sie in Bad Goisern produziert werden, 100 Arbeitsplätze sichern und bis zu 2000 Menschen pro Stunde befördern.

"Wir haben jede Chance genutzt und nie einen Markt gescheut", sagt Geschäftsführer Emanuel Wohlfarter. Klar sei die Gefahr, sich zu verzetteln, groß. Auch gebe es immer wieder Trittbrettfahrer. Letztlich aber sei der Betrieb so breit aufgestellt, dass er Flauten in einzelnen Ländern durchtauche.

Knapp 20 Jahre ist es her, dass Sunkid die erste Aufstiegshilfe für Kinder auf Skipisten lieferte. Die Idee stammt aus den USA. Doch die komplexen, aufwändigen Anlagen in den Alpenraum zu transferieren schien unmöglich. Österreicher stellten daher die Technik auf neue Beine und bildeten einen Arbeitskreis rund um Bergbahnen und Skischulen. 15 ihrer Anlagen starteten im ersten Jahr, 60 waren es im zweiten, rechnet Wohlfarter vor. "Mit den Erträgen konnten wir alle Kinderkrankheiten beseitigen." Zugleich half eine Kooperation mit dem Lifthersteller Doppelmayr beim Export von den USA über Japan bis nach Korea.

Wohlfarter selbst war im einstigen Drei-Mitarbeiter-Betrieb Mann für alles. Heute, 16 Jahre später, ist der 37-Jährige gemeinsam mit seinem Kompagnon Herbert Zopf Eigentümer von Sunkid. Ein Management-Buy-out mit fünfjähriger Vorlaufzeit machte den Schritt heuer möglich. "Die Chemie zwischen allen Beteiligten hat einfach gestimmt." Wohlfarter konzentriert sich seit einigen Jahren vermehrt auf Schwellenländer: Kasachstan und Aserbaidschan etwa orderten 2013 Förderbänder für Kinderwelten ihrer Skigebiete. Der Irak sorgte mit Bestellungen in Höhe von 1,4 Millionen Euro für den größten Auftrag der Unternehmensgeschichte: Sunkid entwickelte in seinen Bergen einen Ganzjahresfreizeitpark.

Wenn das Gespür für Schnee fehlt

Die Bezahlung in diesen Märkten ist für Wohlfarter das geringste Problem. Sie funktioniere zumeist reibungsloser als in Österreichs Nachbarländern. Schwierig macht es für ihn, dass Kunden dort weniger Gespür fürs Skifahren haben. So gebe es etwa kaum Verständnis dafür, dass Aufzugshilfen mitunter auch Geländekorrekturen erfordern, erzählt Wohlfarter. Für den Aufbau an Ort und Stelle mangle es zudem an geschultem Personal und mitunter auch Arbeitsmoral. Denn ob ein Projekt nun zwei Wochen währe oder vier, sei für viele Beschäftigte angesichts des niedrigen Lohnniveaus einerlei.

Fix mit dabei wäre Sunkid auch in Nordkorea gewesen. Staatschef Kim Jong-un, der in der Schweiz auf Skiern stand, will den Masik-Pass seines bitterarmen abgeschotteten Landes für den Wintersport fit machen. Die vor kurzem verschärften internationalen Sanktionen machten jedoch alle Liftaufträge für das Propagandaprojekt der kommunistischen Regierung zunichte. "Wir erhielten keine Ausnahmegenehmigung, das Geschäft ist gestorben." Sunkid stellt in Skigebieten weltweit sieben von zehn Förderbändern. Rund 80 Prozent der 18 Millionen Euro Umsatz werden im Export erzielt. Um vom Winter unabhängiger zu werden, bemüht sich der Betrieb nun stärker um Freizeitparks - der Markt dafür gilt als riesig.

Produziert wird mit 70 der 100 Mitarbeiter ausschließlich in Bad Goisern. Von der Beschaffung kleinerer Mengen aus Ungarn ist man gleich wieder abgekommen - denn die individuellen Anlagen werden spezieller und die Aufträge kurzfristiger. Um lange Vorlaufzeiten zu vermeiden, lässt sich Wohlfarters Erfahrung nach nur direkt in Österreich fertigen. Auch seine Sublieferanten stammen aus der Region.

Den jüngsten Lohnabschluss für die Metaller hält der Sunkid-Chef für "etwas hoch", zumal sein Betrieb deutlich über dem Kollektivvertrag bezahle. Das von der Industrie geforderte Arbeitszeitkonto lebt dieser seit Jahren vor: Was im Herbst und Frühjahr mehr gearbeitet wird, baut die Belegschaft im Winter und Sommer ab. "Aber das lässt sich den Leuten nicht von oben aufs Aug drücken." Bei traumhaftem Wetter sei die Produktion jedenfalls nahezu leer.

Groß aufblasen wollen Wohlfarter und sein Partner Zopf ihr Unternehmen nicht. Ziel sind weder doppelte Umsätze wie Mitarbeiterzahlen noch Anlagen, die mehr als 300.000 Euro kosten. "Besser ist es, in unserer Nische zu bleiben und laufend ein bisserl was Neues zu entwickeln." (Verena Kainrath, DER STANDARD, 15.11.2013)