Erster SUV mit Dieselhybrid (Range Rover). Erstes Auto mit 9-Gang-Automatik (Evoque). Ein stärkerer und sparsamerer V8-Diesel (Range Rover Sport). Und Facelift für den Land Rover Discovery 4. Das zeigt: Die Engländer haben einen Lauf – und geben mächtig Gas

Im Juli, zur Präsentation des neuen Range Rover Sport, ließ man uns durch einen umgebauten Jumbojet fahren. Jetzt im Herbst haben sich die Engländer wieder was ziemlich Schräges einfallen lassen, um die allumfassende ­Geländetauglichkeit ihrer Gerätschaft unter Beweis zu stellen. Man fährt also gelassen durch den Schwarzwald – und findet sich plötzlich, jabistdudeppert, auf ei­ner Sprungschanze wieder. In Schönwald im Schwarzwald.

Foto: Range Rover

Auf der dortigen Mattenschanze weisen einen die Instruktoren kurz ein, Gelände-Betriebsartradl nach rechts drehen, Seitenkameras an, und schon geht's bergab, dass du in den Gurten hängst und meinst, der Evoque überschlägt sich gleich. Diesen Reflex aus dem zerebralen Gefahr-Instinktaktivator kontert man am besten mit Gelassenheit – und Sinnieren. Über die Abgründe des Lebens etwa oder darüber, wie es mit JLR (Jagu­ar Land Rover) eben gerade nicht dramatisch bergab, sondern steil bergauf geht – was sich symbolisch darin zeigte, dass der Wagen nicht bloß problemlos runter-, sondern (zeigte eine Demonstration) im Retourgang sogar wieder raufkam, zurück zum Schanzentisch.

Foto: Range Rover

Bei all dem Spektakel lautet die Evoque-Kernbotschaft ganz nüchtern: 9-Gang-Automatik. Das ge­radenocheinstellige_ Getriebewunderwerk stammt vom weltbesten Spezialisten ZF. Die haben das ­extra für quer eingebaute Motoren entwickelt, damit nicht die japanische Konkurrenz (8-Gang-Automatik von Aisin) weiter das ganze Geschäft macht, und Weltpremiere feiert das ungemein kompakt bauende, praktisch ruckfrei arbeitende Getriebe eben im Evoque, wo es ab sofort für 2,2 TD4 (150 PS; ab 42.000 €), 2,2 SD4 (190 PS; ab 45.000 €) und 2,0 Si4 (240 PS; ab 47.600 €) erhältlich ist und zudem für deutlichen Minderverbrauch verantwortlich zeichnet.

Foto: Range Rover

Damit wäre bei Land Rover normalerweise Schluss mit Bericht. Wenn wir die Verbrauchsvorlage volley aufgreifen können und vom Range Rover Dieselhybrid berichten (und auch noch vom Range ­Rover Sport mit Top-V8-Diesel sowie vom Facelift des Discovery 4), dann zeigt das, dass JLR ein ganz neues Tempo vorlegt. Die Engländer haben einen Lauf und setzen das auch modellseitig und technisch um, hier im Viererpack.

Foto: Range Rover

Dieselhybrid? Nennt sich 3,0 SDV6 HEV, los geht's im Frühjahr (auch im Range Rover Sport), und wenn die Ingenieure betonen, sie seien im SUV-Bereich weltweit ebenfalls die Ersten mit der Kombination Selbstzünder und Hy­brid, haben sie ebenso wenig gelogen wie mit der Aussage, ein Fahrzeug mit V8-Performance und V6-Verbrauch hergezaubert zu haben.

Foto: Range Rover

Technologisch hat man den Großteil der Entwicklungsarbeit allein gestemmt, erstaunlich für so eine kleine Firma, in manchen Bereichen wiederum eng mit ZF kooperiert: Der 35-kW-Elektromotor ist direkt ins 8-Gang-Automatikgehäuse verbaut und verstärkt den 292-PS-V6-Diesel bei Bedarf, sodass im Endeffekt 340 PS für po­litisch korrekten Vortrieb sorgen. Das Hybridsystem, zu dem auch die Lithium-Ionen-Batterie zählt, wiegt insgesamt 120 kg, Einbußen beim Kofferraum gibt's keine.

Foto: Range Rover

Manche Hersteller wie Lexus (RX 450h) setzen auf Gewaltentrennung – Verbrennungsmotor treibt vorn an, E-Motor hinten: für Range Rover ein nicht praktikables Szenario. Hier werden kompromisslos alle viere vom Diesel mit Moment beschickt, das elek­trische Kraftplus gesellt sich harmonisch dazu, die Philosophie lautet: allzeit alle Kraft allüberall. Normzyklisch kommt dieser Rangie auf 6,4 l / 100 km, ein Wert, dem wir uns mit 9,0 l / 100 km, Tendenz ­fallend, annähern konnten.

Foto: Range Rover

Auf Gimmicks wie Kraftflussdiagramm verzichtet Range Rover, die betuchte Klientel interessiert das nicht wirklich, eher schon der Umstand, dass dieses Luxusgeländeschiff (in Österreich) aus steuertechnischen Gründen sogar günstiger kommt als der 4,4 SDV8.

Foto: Range Rover

Der wiederum liefert das Stichwort für die nächste Neuheit: Den Top-Diesel gibt's ab Frühjahr auch im Range Rover Sport, ebenso wie für den Dieselhybrid bemühen wir das Attribut "grandios", wenngleich sich das wackere 339-PS-Kraftwerk gut zwei Liter Sprit mehr gönnt als der Kumpel mit dem doppelten Herzen.

Foto: Range Rover

Und wenn wir jetzt nicht herzhaft loslegen mit den Qualitäten des gründlich überarbeiteten Land Rover Discovery 4, dann ist das zwar ungerecht, aber nicht zu ändern, weil der Platz hier endet.

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Land Rover

Hinweis im Sinne der redaktionellen Leitlinien: Die Teilnahme an internationalen Fahrzeug- und Technikpräsentationen erfolgt großteils auf Basis von Einladungen seitens der Automobilimporteure oder Hersteller. Diese stellen auch die hier zur Besprechung kommenden Testfahrzeuge zur Verfügung.

Foto: Range Rover