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"Gerade im Fettgewebe des Bauchraums kommt es zu verschiedenen Fehlfunktionen der Fettzellen und der zellulären Zusammensetzung, die letztlich krank machen", ist Blüher überzeugt.

Foto: apa/dpa/Waltraud Grubitz

Starkes Übergewicht (Adipositas) erhöht das Risiko beträchtlich, an Diabetes Typ 2 zu erkranken. Dennoch haben rund 15 Prozent der adipösen Frauen und Männer trotz überschüssiger Kilos einen gesunden Stoffwechsel.

Wissenschaftler haben nun erkannt, dass die Funktion und Verteilung des Fettgewebes stark mitentscheidet, ob jemand an Diabetes erkrankt. "Vor allem die bauchbetonte Adipositas ist mit einem erhöhten Risiko für Diabetes und Herz-Kreislauf-Erkrankungen verbunden", erläutert Matthias Blüher vom Integrierte Forschungs- und Behandlungszentrum (IFB) für Adipositaserkrankungen in Leipzig. Neben dem Bauch- oder viszeralen Fett, kommt es auch zu Fettablagerungen in Leber, Muskeln und der Bauchspeicheldrüse. Diese Fettverteilung geht meist einher mit einer nachlassenden Wirkung von Insulin in den Körperzellen. So entwickelt sich eine Insulinresistenz und in der Folge ein Diabetes mellitus Typ 2.

Krankmachende Prozesse im Fettgewebe

"Gerade im Fettgewebe des Bauchraums kommt es zu verschiedenen Fehlfunktionen der Fettzellen und der zellulären Zusammensetzung, die letztlich krankmachen", so Blüher. Forscher konnten im Fettgewebe adipöser Menschen mit Diabetes vergrößerte Fettzellen, entzündliche Prozesse sowie eine gestörte Ausschüttung von Fettgewebshormonen nachweisen. Auslöser für diese Fehlfunktionen des Fettgewebes bei Adipositas könnte nach Meinung des Experten in der mangelhaften Versorgung des Fettgewebes mit Blut und Sauerstoff liegen.

Vor allem die entzündlichen Prozesse im viszeralen Fettgewebe dürften die Entwicklung einer Insulinresistenz, Arteriosklerose und Fettleber begünstigen. Sie führen zu einer Überschwemmung mit Makrophagen, also mit Immunzellen die normalerweise Erreger bekämpfen. Zumindest konnten Forscher am IFB in ihren Studien beobachten, dass ein hoher Spiegel des Hormons Progranulin auf diese ansonsten schwer nachweisbaren Entzündungszeichen hinweist. 

Hormone aus dem Fettgewebe

Das Fettgewebe produziert verschiedene Eiweißhormone (Adipokine), die in Immunabwehr und Stoffwechsel aktiv sind. Adipokine spielen eine wichtige Rolle bei der Regulation der Insulinempfindlichkeit, des Appetits und der Sättigung, des Energiestoffwechsels, aber auch von Entzündungsreaktionen im Körper. Deshalb ist das Fettgewebe Teil des menschlichen Immun- und Hormonsystems. So beeinflusst etwa das Adipokin Leptin den Stoffwechsel und Energieverbrauch und senkt das Hungergefühl. "Adiponektin wirkt positiv auf den Zuckerstoffwechsel und ist wahrscheinlich antientzündlich. Bei Adipositas kann die Ausschüttung solcher Hormone gestört sein, was wiederum die Entwicklung von Stoffwechsel- und Herz-Kreislauf-Erkrankungen begünstigt", so Blüher. (red, derStandard.at, 13.11.2013)