Wettmanipulation im österreichischen Fußball, wer hätte das bloß gedacht? Vermutlich jeder, der sich auch nur peripher mit der Thematik auseinandersetzt. Die Affäre rund um Grödig-Profi Dominique Taboga versetzt der Szene keinen Schock, auch wenn ein involvierter und insolventer Ex-Internationaler dem Fall medienwirksame Brisanz verleiht. Nein, vielmehr besteht die leise Hoffnung, nun endlich mehr über die Methoden und Machenschaften der Wettmafia in Erfahrung zu bringen. Zu lange wird schon verdächtigt und vermutet, zu langsam mahlen die Mühlen der Justiz.

Drei Jahre wurde zuletzt in Österreich ermittelt, um Verfahren gegen zwei Ex-Profis zu erwirken. Einer der beiden fiel mehrmals durch unmotiviertes Handspiel auf. Der Grat zwischen Betrug und Unfähigkeit auf heimischen Spielfeldern ist schmal, der konditionierte Beobachter wundert sich selten. Es braucht schon erstaunliches Ungeschick, um sich hierzulande als Kicker bemerkbar oder gar verdächtig zu machen. Gelingt es trotzdem, muss man eine Lehre ziehen: Es ist gar nicht so einfach, ein Fußballspiel zu manipulieren. 22 Akteure muss man erst einmal unter Kontrolle bringen.

Dabei sind die Möglichkeiten im Wettgeschäft doch so vielfältig: Boxen, Darts, Snooker, Tennis. Alles Einzelsportarten. Ein Gewinner, ein Verlierer, also ein Paradies für Zocker. Auf allen einschlägigen Webseiten kann man auch in dieser Woche die Ergebnisse diverser Challenger-, also unterklassiger Tennis-Turniere tippen. Der Verlierer steigt dort in der ersten Runde mit 380 Euro aus, damit kann er vermutlich kaum die Anreise bezahlen. Wer Böses denkt, ist Realist. (Philip Bauer, derStandard.at, 13.11.2013)