Christina Gillingers Arbeit "Anaudience who ..." wird bei einem der Performance-Abende (am 21. 11.) zu erleben sein.

Foto: Correa Vivar

Wien - Robbie Williams ist kein Eistänzer. In dem Videoclip zu seinem Hit She's The One kann man das deutlich sehen. Seine Schlittschuhpartnerin war damals, 1999, Pam O'Connor. Robbie sang: "I was her, she was me / We were one, we were free." Wie viele Blicke haben Projektionsfiguren wie Pam und Robbie wohl schon vernebelt, und wie viele Herzen haben sie gebrochen?

Also, "Hand aufs Herz", wie Ursula Maria Probst, Kuratorin der Performanceausstellung S/He is the one, die zurzeit im Kunstraum Niederösterreich zu sehen ist, schreibt: Es gibt auch eine andere Welt, "die durch klare Blicke auf die Wirklichkeit intensive Beziehungen zwischen Persönlichem, Politischem und ästhetisch Konkretem herstellt".

S/He is the one wirkt wie ein Testprogramm dafür, wie Performance Art aus den 1970er-Jahren und von heute miteinander in Bezug gesetzt werden kann - und das hauptsächlich in Form von Objekten: Bildern, Dokumentarfotos, Skulpturen, Videos, Büchern und Typografien. Dabei wird allerdings das Flüchtige der Performance nicht einfach durch haltbare Produkte ersetzt, sondern das vermeintlich Haltbare als etwas vorgestellt, das sich aufführen, inszenieren und wieder entziehen kann. Dieses Relativieren des flüchtigen Ereignisses ist ein entscheidendes Charakteristikum der zeitgenössischen Performance Art. Die Künstler verzichten zwar nicht auf Auftritte. Aber sie gestehen jedem Ereignis ein Vorher und ein Nachher zu, ebenso wie äußere Zusammenhänge und innere Verhältnisse. All das zusammen könnte schön theoriesprachlich "erweiterter Ereignisraum" heißen.

Die Schau im Kunstraum ist vor einem Theoriehintergrund gebaut, den man kennen kann, aber nicht muss. Auf jeden Fall zeigen die ausgestellten Arbeiten ein Bekenntnis zu einem Performancekunstschaffen weiblicher Provenienz. Und dann, dass es ein besonderes Verhältnis zwischen den Performerinnen der 1970er und jenen jüngerer Generationen gibt, das sich in den veränderten Wahrnehmungen einer Welt ereignet, die mit der vor rund 40 Jahren nicht mehr viel, aber das dann umso heftiger gemeinsam hat.

Immer noch ist etwa das Symbol des Phallus eine Waffe, wie von Renate Bertlmann 1980 dargestellt. Bertlmann kann also gut mit der Burleskerin Katrina Daschner in einem Foto auftreten, das von Anja Manfredi geschossen wurde. Mit einem Spiegel verwandelt Manfredi, die auch Werke in der Galerie Ostlicht präsentiert, den Ausstellungsraum in einen Aufführungsraum. (Helmut Ploebst, DER STANDARD, 13.11.2013)