Kopfschmerzpatienten sind besonders reizsensible Menschen.

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Für Eltern ist es eine Situation von Hilflosigkeit. Kindern, die Kopfweh haben, hilft nur Ruhe und Rückzug. Beides ist im durchgetakteten Alltag Mangelware. Mit dieser Feststellung beginnt das Buch "Kopfschmerzkinder" der Heidelberger Psychologin und Psychotherapeutin Hanne Seemann.

Sie sieht Kopfschmerz im breiten Kontext. Was wird von Kindern und Jugendlichen verlangt? Was müssen sie, dürfen sie, sollten sie nicht tun? Aus Erfahrung weiß sie, dass Kopfwehpatienten besonders reizsensible Menschen sind, die sich schwertun, abschalten zu können. Kopfweh ist eine Art Körperintelligenz, die zur Ruhe zwingt, sagt sie. Worum es deshalb geht: Kinder zu ermächtigen, sich dem Schmerz nicht ausgeliefert zu fühlen, sondern Auslöser und Naturell kennenzulernen.

Eigenwahrnehmung schärfen

Die ersten Kapitel dieses Buches widmen sich den verschiedenen Kopfschmerzarten und helfen dabei, Migräne von Spannungskopfschmerzen unterscheiden zu können. Da geht es um Neurologie, die Seemann - weil es doch auch um das vegetative Nervensystem geht - mit Erkenntnissen aus der Psychologie verknüpft.

Wie geht ein Mensch mit Gefühlen um? Seemann schärft die Sinne für Eigenwahrnehmung, nennt Beispiele, die Auslöser für Kopfweh sind. Das ist Prävention im besten Sinne, die sie mit Beispielen untermauert. Dabei entlarvt Seemann auch Stressmuster, die von Eltern und Lehrern mit verursacht sind. Am Ende zeigt sie Entspannungstechniken, die übers Geschichtenerzählen funktionieren. Die Antistressübungen sind abgedruckt. (Karin Pollack, DER STANDARD, 12.11.2013)