Götz George gibt in seiner aktuellen Schimanski-Performance ein Beispiel lebensfremder Personendarstellung.

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Es heißt, wir werden alle länger arbeiten müssen. Wie trüb diese Aussicht ist, lebte am Sonntagabend Horst Schimanski vor. In der nach dem ehemaligen "Tatort"-Kommissar benannten Krimiserie ruiniert der deutsche Schauspieler Götz George seine Reputation. Gut, soll Schlimmeres passieren, aber sonst machen sich ältere Männer ja eher im privaten Umfeld lächerlich, wenn sie sich verhalten, als wären sie so alt, wie der Laden heißt, in dem sie starrsinnig unwürdige Klamotten kaufen: Forever 21.

Zwar ist Schimanski offiziell im Ruhestand, aber wenn ihn ein Ruf aus der Vergangenheit ereilt, dann holt er aus einem Karton eine seiner eingemotteten Schimanski-Jacken und jagt damit junge Hupfer, die junge Mädchen bezirzen, um sie hernach als Prostituierte zu verscherbeln. Damit wäre die Handlung des Loverboy benannten Falls erzählt, die Geschichte liegt damit im "Tatort"-Seher-Zielgebiet. So weit, so langweilig.

Unerträglich ist mittlerweile die Darstellung des ältlichen Grobians, der eine Tür immer noch nur böse anzusehen braucht – und schon springt sie aus dem Rahmen. Sollten Filmschüler je an Mangel an Beispielen lebensfremder Personendarstellung leiden, "Loverboy" hilft.

Gegen den alten Wüterich sind die Gewaltdarstellungen in Bud-Spencer-Terence-Hill-Film elegante Realität, die Dialoge sowieso Gold. Am Ende saß Schimmi im Wohnzimmer seiner Freundin und grinste viele Sekunden zu lang in die Kamera. So, als wäre er wieder einmal über den unterirdischen Zugang im falschen Film gelandet. Und wahrlich, es gab nichts, was man dieser Einschätzung hätte entgegenhalten können. (Karl Fluch, DER STANDARD, 12.11.2013)