Ausbildung oder billige Arbeitskraft: Nicht jedes Praktikum befördert auch die Karriere, oft ist es aber ein erster Schritt nach oben.

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Für die einen ist es der Türöffner zur beruflichen Karriere, für die anderen ist es ein vollwertiges Arbeitsverhältnis unter prekären Bedingungen. Praktika sind fast schon fixer Bestandteil eines jeden Hochschulstudiums - doch häufig auch danach. Im besten Fall werden vor Praktikumsbeginn vom Praktikumsgeber die Aufgaben geklärt, während des Praktikums wird Feedback gegeben und nach Abschluss auch ein Zeugnis ausgestellt. Dass die vom Praktikanten erbrachte Leistung auch einen Wert hat, zeigt sich in der Bezahlung, der Ausbildungscharakter aber steht im Vordergrund. Unter solchen Rahmenbedingungen kann ein Praktikum den beruflichen Werdegang vorantreiben.

Doch nicht immer tritt dieser Idealfall ein. Die Kritik beginnt schon beim Begriff Praktikum. Denn hier werde sprachlich meistens nicht zwischen Volontariat, Pflichtpraktikum, Traineeship oder Ferialjob unterschieden. Rechtlich gesehen gibt es aber zum Teil sehr große Unterschiede. Außerdem sind rund ein Viertel der Praktika unbezahlt.

Ein weiterer Kritikpunkt ist der Ausbildungscharakter, der gerade bei Graduiertenpraktika oftmals nicht mehr gegeben sei. Akademiker würden dann als billige Arbeitskräfte auf Zeit und ohne rechtlichen Schutz in einem Unternehmen beschäftigt werden. Am WU ZBP Career Center kennt man diese Kritik, denn je fortgeschrittener das Studium, desto mehr tritt der Ausbildungscharakter in den Hintergrund. Dafür sei aber auch die Praktikumsentschädigung höher. Die Praktikantengehälter für WU-Studierende bzw. Absolventen liegen in der Regel zwischen 900 Euro und 1500 Euro bei 40 Wochenstunden heißt es vonseiten des WU ZBP Career Center.

Nicht mehr, aber länger

Von einer "Generation Praktikum" könne aber nicht gesprochen werden. Denn laut einer im Auftrag des Wissenschaftsministeriums durchgeführten Studie unter Hochschulabsolventen waren knapp 70 Prozent ihren Qualifikationen entsprechend vollerwerbstätig, so die Studienautoren.

Laut der letzten empirischen Analyse zu Praktika und Praktikanten in Österreich (Forba 2011) absolvieren rund dreizehn Prozent der Graduierten ein Praktikum. Bei Fachhochschulabgängern sind es sechs Prozent, bei Universitätsabgängern rund 15 Prozent. Ebenfalls auffällig ist, dass Frauen (16,5 Prozent) häufiger ein Praktikum nach Studienabschluss absolvieren als ihre männlichen Kollegen (9,1 Prozent). Laut Forba sind zwar kaum Veränderungen bei der Anzahl der Praktikanten mit Hochschulabschluss während der letzten 15 Jahre erkennbar, dennoch habe sich die Dauer der Praktika nach Studienabschluss erhöht. Dauerte das Praktikum der Absolventenjahrgänge von 1996 bis 2002 im Durchschnitt 7,3 Monate, so betrug die Durchschnittsdauer des Praktikumseinsatzes für Graduierte der Jahrgänge 2003 bis 2009 bereits 8,6 Monate. (Gudrun Ostermann, DER STANDARD, 9./10.11.2013)