Platz eins: Francis Underwood
Gegenwärtige Regierungsverhandler können von ihm lernen: Berechnend, eiskalt und über Leichen geht der demokratische Kongressabgeordnete in der Netflix-Serie "House of Cards". Wenn es sein muss, bricht Frank nicht nur verwundeten Hunden mit Händen das Genick. So mancher Politgegner muss daran glauben, aber ihm ist das egal: Dieser Mann will nach ganz oben, und er tut viel dafür. Francis (Kevin Spacey) tritt nach unten, aber er buckelt nicht nach oben, sondern stellt seine Fallen so auf, dass gegenwärtige und zukünftige Konkurrenten zielsicher hineintreten. Nicht minder begabt im Fallenstellen ist seine Frau Claire (Robin Wright). Ein faszinierend furchterregendes Duo.

Foto: ORF/Sony Pictures/Patrick Harbron.

Platz zwei: Selina Meyer
"Nein, es ist kein Anruf vom Präsidenten gekommen, Ma'am." Das ist der Running Gag in "Veep". Die Vizepräsidentin der Vereinigten Staaten zeigt, dass fast ganz oben in Wahrheit ganz unten bedeutet und Neurosen nur mit Zynismus zu bewältigen sind. Und mit Dialogen, bei denen das Schwein pfeift.

Foto: HBO

Platz drei: Rudi Gneisser, Erwin Schoitl
Die zwei Bezirksräte aus dem "Kaisermühlen Blues" waren die schamlosesten Bonzen der österreichischen Seriengeschichte. Als Weltmeister im Mauscheln gingen Rot und Schwarz immer dann geeint vor, wenn es darum ging, sich selbst zu bereichern. So authentisch, dass es weh tat.

Foto: ORF/MR-Film.

Platz vier: Joseph Quimby
Der vollständige Name des Bürgermeisters bei den "Simpsons" ist Joseph Fitzpatrick Fitzgerald Fitzhenry "Diamond" Quimby. Er ist äußerst korrupt und besonders robust, wie sich zeigt: Vom elektrischen Stuhl steht er unversehrt wieder auf.

Foto: fox

Platz fünf: Sir Humphry Appleby
Der Master of Disaster in "Yes Minister". Beispielhaft: So ehrlich kann Politik gar nicht sein, als nicht von irgendwoher ein Appleby (Sir Nigel Hawthorne) kommt und alles zunichte macht. Immer und immer wieder.

Foto: bbc

Platz sechs: Wolfgang Wöller
Dieser Bürgermeister hat es faustdick hinter den Ohren. Gegen die Klosterschwestern in "Um Himmels Willen" kommt er (Fritz Wepper) trotzdem nicht an. Weiß der Himmel, warum er es trotzdem immer wieder aufs Neue versucht.

Foto: MDR/Jacqueline Krause-Burberg

Platz sieben: Tommy Carcetti
Man kommt nicht umhin, das politische Talent des Baltimorer Stadtrats aus der Serie "The Wire" zu bewundern. Ein genialer Netzwerker (Aidan Gillan), der Gegner mit einem verschmitzten Lächeln und guten Jobaussichten auschaltet.

Foto: hbo

Platz acht: Nete Buch
Erst eine neue Partei aufbauen, und dann die Chefin verraten? Das gehört sich wirklich nicht. Die Intrige der Parteisoldatin (Julie Agnete Vang Christensen) in "Borgen" fliegt auf, Nete räumt das Feld.

Foto: Erik Refner

Platz neun: Enoch Lewis "Nucky" Thompson
Es gab ihn wirklich, den Paten von Atlanta. In "Boardwalk Empire" macht Nucky (Steve Buscemi) die Prohibition zur Lachnummer und verhilft der Stadt mit groß angelegtem Schmuggel zu Reichtum. Die Bürger danken ihm mit eiserner Loyalität. Gegner haben nichts zu lachen.

Foto: hbo

Platz zehn: Francis Urquart
Der Urvater der Politintrige aus der britischen Version von "House of Cards". Ian Richardson spielte den kühlen Strategen mit echt britischem Snobismus und teuflisch boshaft. Da gefriert das Blut in den Adern. (Doris Priesching, DER STANDARD, 9./10.11.2013)

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