"Call of Duty: Ghosts" ist am 5. November für PC, PS3 und Xbox 360 erschienen und ist auch im Startsortiment von PS4 und Xbox One.

Foto: Infinity Ward
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Nicht nur "Battlefield 4" rittert in diesem Weihnachtsgeschäft um Herzen und Budget von Shooterfreunden auf PC und Konsole, auch "Call of Duty" kehrt erneut auf die Bühne zurück. Mit dem Untertitel "Ghosts" veröffentlicht Infinity Ward den mittlerweile zehnten Teil des Franchise. Mittlerweile sind die ersten Rezensionen dazu eingetrudelt.

Kaum Höchstwertungen

Die bisherigen Kritiken zeigen ein zerrissenes Bild. Einzelnen hohen Wertungen stehen zahlreiche kritische Stimmen gegenüber. Eine davon ist Ben Moore von Gametrailers.com. Das Spiel beginnt mit einem Großangriff auf die USA, ausgeführt von einer Gruppierung namens "The Federation", deren Motive zu erst einmal unklar bleiben. Nach dem einleitenden Spektakel kämpft man zehn Jahre später als Teil des Rests des US-Militärs, letztlich als Mitglied der namensgebenden "Ghosts"-Gruppierung, gegen die Besatzer.

Zusammen mit Teamkameraden, denen es an erinnerungswürdiger Tiefe fehlt hangelt man sich über verschiedene Schauplätze – etwa durch den Dschungel oder ein zerstörtes Stadion – in einer wenig überraschend gehaltenen Handlung nach vorne. Vieles wirkt dabei so, als würde eine Checkliste für typische "Call of Duty"-Szenarios abgearbeitet. Settings, die herausstechen – etwa Unterwassermissionen oder ein Weltraumausflug – werden durch fehlende Abwechslung im Gameplay versenkt, so Moore.

An der Seite des Helden steht dabei Hund Riley, der vor allem in den ersten Missionen eine größere Rolle spielt. Er kann auf Gegner gehetzt und auch selber gespielt werden . Seine Gastspiele verlaufen nach den ersten paar Spielstunden meist erinnerungswürdig.

Problematische KI

Wenig zu bieten hat "Call of Duty: Ghosts" leider auch in Sachen künstliche Gegnerintelligenz, wie Dan Whitehead bei Eurogamer bestätigt. Gegner wenden zu oft die gleiche Strategie an, verstecken sich hinter Deckungen und stecken beinahe todessehnsüchtig immer wieder den Kopf vors Fadenkreuz. Gleichzeitig erweisen sie sich auch sonst nicht als besonders agil oder aufmerksam. So ist es möglich, wenige Meter von einem Feind entfernt einen Soldaten von Riley laut schreiend töten zu lassen, ohne dass sein Kamerad vom Lärm auch nur in irgendeiner Form irritiert wäre. Eigene Teamkollegen laufen wiederum gerne mitten im Gefecht in die Schussbahn.

Mittendrin statt nur dabei

Erfreuter gibt sich Shaun McInnis bei GameSpot. Für ihn besinnt sich "Call of Duty" auch in "Ghosts" seiner typischen Stärken, die vor allem in Blockbuster-artiger Inszenierung liegen. Im Gegensatz zu "Call of Duty: Black Ops 2" wird der Spieler dabei aber nicht zum weitestgehend tatenlosen Zusehen verdonnert, sondern kann – wie auch an anderen Stellen der Kampagne – freier agieren.

Zu den "Wow"-Momenten gesellen sich auch die liebevolle Ausgestaltung vieler Maps, was für einige atmosphärische Momente sorgt. Allgemein hat Infinity Ward viel Liebe zum Detail bewiesen, findet er. Die Next-Gen-Version kitzelt aus der PlayStation 4 längst nicht das Maximum heraus.

Einigkeit besteht darin, dass der Einzelspielermodus des neuen "Call of Duty" trotz aller Defizite unterhaltsam ist. Spielerisch bringt er die Serie allerdings nicht nach vorne. Es fehlt die Perspektive, was bei der Reihe als nächster Schritt folgen soll – von einem Wechsel des Spielszenarios abgesehen.

Neue Multiplayermodi

Mehr getan hat sich im Multiplayermodus, der eine Reihe von Neuerungen mitbringt. Besonders hervorgehoben wird "Extinction". Hier tritt man gemeinsam mit anderen Spielern gegen außerirdische Invasoren an, die sich deutlich anders verhalten als menschliche Kontrahenten. Gearbeitet wird mit mehreren, spezialisierten Klassen.

Durch verschiedene Maps geht es von Gegnerwelle zu Gegnerwelle. Ausflüge in unbekanntes Terrain können riskant sein, aber auch Boni bringen. Erspieltes Geld kann in kleinere Upgrades investiert, aber auch vom Team zusammengelegt werden, um beispielsweise Unterstützung aus der Luft anzufordern.

Hier kommen zwar Elemente zusammen, wie man sie aus anderen Titeln bereits kennt, Infinity Ward baut daraus aber eine gelungene Mischung, findet man bei Eurogamer und GameTrailers. Bei GameSpot attestiert man Probleme beim Balancing und fehlende Abwechslung, wenn man einmal herausgefunden hat, welche Waffen und Mittel besonders effizient sind.

"Dynamic Maps"

Mit "Cranked" liefern die Entwickler einen Team-Deathmatch-Modus, der Spieler unter konstanten Abschusszwang stellt, da sie ohne Kill binnen 30 Sekunden explodieren. "Blitz" wiederum führt einen "Capture the Flag"-Modus ohne Flaggen ein, in welchem die Mannschaften Punkte für das bloße Erreichen der Gegnerbasis erhalten.

Verschiedene Erweiterungen gibt es auch für traditionellere Mehrspielermodi. Mit dem "Dynamic Maps"-Feature hätte "Ghosts" auch ein Pendant zu "Levolution" von "Battlefield 4" anzubieten – also die Möglichkeit, Level durch Zerstörung oder das Auslösen bestimmter Ereignisse umzugestalten. Daran, so Whitehead, hat man sich aber schnell sattgesehen.

Fazit: Keine Vision

Was bleibt ist eine Fortsetzung, die sich im Wesentlichen auf die Stärken von "Call of Duty" besinnt, aber auch einige Schwächen der vergangenen Jahre mitnimmt. Oberflächlich gibt es einige Neuerungen, die man großteils aber schon bei anderen Titeln gesehen hat. Für große Freunde der Reihe ist "Ghosts" demnach ein empfehlenswerter Titel, der vor allem mehr des Gleichen bietet, für andere ein solider Shooter mit wenigen Updates.

Was aber fehlt, so formuliert es Eurogamer, ist eine überzeugende Next-Gen-Vision für die Reihe, eine Aussicht darauf, wie man das Gameplay angesichts neuer Kapazitäten weiterentwickeln möchte: "Inifinity Ward hatte die Chance, einen Maßstab für die neue Hardware-Generation zu setzen und zu zeigen, dass dieser Gigant auch zu anderen Klängen tanzen kann. Stattdessen hat man sich entschieden, eine Greatest-Hits-Sammlung zu spielen." (gpi, derStandard.at, 05.11.2013)