Mit 180 PS ist der Seat Ibiza Cupra ein feiner Hot Hatch - heiß, aber nicht brutal. Auf den ersten Blick sieht er recht harmlos aus. Das ist er aber nicht, wie man beim Tritt aufs Gaspedal feststellt

Eigentlich schaut er ja ganz brav aus. Seat klopft keinen wilden Spoiler an den Ibiza Cupra, spart sich Kotflügelverbreiterungen, die an Schlaghosen erinnern, und sogar der Spruch, der Motorklang, ist noch im Rahmen. Obwohl: Nach einem milden Vierzehnhunderter klingt er dann doch nicht.

Ein solcher Milder ist er ja aber auch nicht. Doppelt aufgeladen, mit einem Kompressor und einem Turbo, stemmt der kleine Motor ganze 180 PS und drückt dabei ein Drehmoment von 250 Newtonmeter ab. Den Antriebsstrang kennen wir ja schon vom VW Polo GTI.

Foto: Guido Gluschitsch

Ebenfalls aus einem Regal vom großen Bruder hat sich Seat das 7-Gang-DSG geholt. Da hupft dem Konzern halt keiner was vor, muss auch Renault mit dem Clio R.S. erkennen, den es ja auch nur mit Doppelkupplungsgetriebe gibt.

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Wie seine Hot-Hatch-Konkurrenten, von denen es zurzeit ja eine angenehm große Auswahl gibt, ist das bevorzugte Jagdgebiet der Ibiza Cupra der Berg, dort wo die Kurvenradien gemein eng werden. Da kann er die Wendigkeit durch den kurzen Radstand voll ausspielen. Und natürlich seine elektronische Differenzialsperre. Das haben die Konkurrenten aber auch. Und trotzdem hebt sich der Ibiza Cupra deutlich von Fiesta ST und cee'd GT ab.

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Zwischen den beiden markiert er die goldene Mitte. Er ist nicht so kompromisslos wie der Ford und deutlich agiler als der Kia. Das heißt aber, er kann beides ganz gut: Alltag und Wetzstein.

Er nervt nicht mit Gegröle, wenn man 200 Kilometer übers Bandl muss, und haut einem nicht bei jeder Fuge die Plomben raus.

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Trotzdem drückt er einen beim Kickdown mehr als ordentlich in den Sitz, wirkt auch bei flotten Lastwechseln nicht schwammig, lenkt sauber ein und würde sogar gerne freudig mit dem Heck ausbrechen. Aber das lässt das ESP nicht zu. Ganz abschalten kann man dieses nämlich nicht.

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Damit schärft Seat den Ibiza Cupra weiter hin zum Alltagssportler, der auf der Rennstrecke nicht wirklich daheim ist. Denn auch das Linksbremsen mag er nicht.

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Aber das macht man auch nicht gleich, nur weil man ordentlich motorisiert unterwegs sein will. Da ist einem schon lieber, dass das Heck dort bleibt, wo es angedacht ist, es nicht ab und an zum Überholen ansetzt, nur weil es beim Anbremsen grad ein wenig feuchtlert unter den Reifen ist. Obwohl: Spaß machert das auch. (Guido Gluschitsch, DER STANDARD, 31.10.2013)

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