Wien - Steven Wilson begann mit elf Jahren, autodidaktisch Gitarre und Keyboard zu lernen sowie eigene Musik zu komponieren. 1987 gründete der heute 46-jährige Engländer Porcupine Tree, eine von 1970er-Psychedelik beeinflusste Combo mit starker Neigung zu Ambient und Trance.

Im Soundkosmos des Tausendsassas Steven Wilson haben aber auch Metal, Kosmischer Krautrock, Abba, Joy Division, Karlheinz Stockhausen und Elektronik ihren Platz. Auf zehn Alben hat es die Combo bereits gebracht.

Neben dem Porcupine-Tree-Prog betreibt der Trent-Reznor-Fan noch diverse weitere Projekte, die sich zwischen Artrock, Postpunk, experimentel- len Klangcollagen, Drone, Drum 'n' Bass, Ennio-Morricone-Soundtracks und Noise bewegen. An die 40 LPs umfasst sein Output - andere hätten sich da schon in den Ruhestand verabschiedet.

Nicht so Wilson, der heuer sein drittes Soloalbum veröffentlicht hat: Mit The Raven That Refused To Sing (And Other Stories) kehrt der umtriebige Soundbastler klangtechnisch zu den Helden seiner Kindheit zurück: Emerson, Lake & Palmer, Jethro Tull und King Crimson - deren Mastermind Robert Fripp im Übrigen ein derart überzeugter Wilson-Fan ist, dass er diesen als Remixer für die Neuauflagen klassischer King-Crimson-Alben engagierte.

Ansonsten dominieren Fusion und Jazzrock die Klangwelten dieser Halloween-kompatiblen Geistergeschichten in der Tradition von Edgar Allen Poe and Arthur Machen.

Als Koproduzent beteiligt war auch Poe-Vertoner und Pink-Floyd-Knöpferldreher Alan Parsons. Live darf man nicht nur eine aufwendige Lichtshow und eher rockige Töne mit Jam-Intermezzi erwarten, sondern vor allem fein nuancierte dynamische Wechsel zwischen leisen, fragil-atmosphärischen und harten, episch-orchestralen Teilen. Im Gasometer spielt Wilson seine einzige Österreich-Show. (Gerhard Dorfi, DER STANDARD, 2.11.2013)