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Regierungssoldaten auf dem Vormarsch in Safira.

Foto: Reuters/Sana

Damaskus - Im syrischen Bürgerkrieg sind die Truppen von Präsident Bashar al-Assad derzeit auf dem Vormarsch. In der Provinz Aleppo brachten sie in der Nacht zum Freitag nach tagelangen Kämpfen die Stadt Al-Safira unter ihre Kontrolle. Das meldete die Organisation Syrischer Menschenrechtsbeobachter. Auch in der Ortschaft Al-Sbeina südlich von Damaskus sollen die Regierungstruppen die Rebellen zurückgedrängt haben.

Der UN-Syrienvermittler Lakhdar Brahimi hält die Teilnahme der syrischen Opposition für unabdingbar, damit die Ende November in Genf geplante Syrien-Friedenskonferenz zustande kommt. "Wir hoffen, dass die Genf-2-Konferenz so bald wie möglich abgehalten werden kann", erklärte Brahimi am Freitag auf einer Pressekonferenz zum Abschluss seines Besuchs in Damaskus.

Opposition gegen Konferenz

Bedeutende Teile der Opposition sträuben sich gegen eine Teilnahme an der am 23. und 24. November geplanten Konferenz und rechnen mit einer Verschiebung des Termins. Die verbleibende Zeit reiche nicht aus, um die Vorbereitung für das Treffen abzuschließen und die Rahmenbedingungen abzustecken, sagte Najib Ghadban, der Repräsentant des Syrischen Nationalen Allianz in den USA, der Zeitung "Al-Sharq Al-Awsat".

Syriens enger Verbündeter Russland rechnet mit einer völligen Vernichtung der syrischen Chemiewaffen bis Mitte 2014. Das sagte Vizeaußenminister Sergej Rjabkow nach einem Gespräch mit der Giftgas-Expertin Sigrid Kaag von den Vereinten Nationen am Freitag in Moskau. Er gehe davon aus, dass nicht alle Kampfstoffe in Syrien selbst zerstört werden könnten, sagte Rjabkow. Moskau schätzt die Kosten der Vernichtung auf Hunderte Millionen US-Dollar.

Syrien hatte seine Anlagen zur Herstellung von Chemiewaffen im Vormonat fristgerecht zerstört. Jetzt müssen noch die existierenden Bestände an chemischen Waffen vernichtet werden, wofür der UN-Sicherheitsrat eine Frist bis Mitte 2014 gesetzt hat. Die Niederländerin Kaag leitet den gemeinsamen Einsatz der Organisation für das Verbot chemischer Waffen (OPCW) und der UNO in Syrien.

Unterernährung

Die UNO schludg unterdessen wegen hungernder Kinder in Syrien Alarm. "Wir prüfen die besorgniserregenden Berichte über Unterernährung von Kindern in belagerten Gebieten", sagte die Sprecherin des Welternährungsprogramms (WFP), Elisabeth Byrs, am Freitag in Genf. Wegen der Kämpfe und Straßensperren seien seit Mitte vergangenen Jahres 38 Orte nicht mehr von den Teams des WFP und des syrischen Roten Halbmondes erreicht worden - die meisten davon rings um die Hauptstadt Damaskus.

Die UN-Organisation ist Byrs zufolge sehr besorgt über das Schicksal vieler Syrier, die in den Krisengebieten festsitzen "und dringend auf Hilfe angewiesen sind". Zu Berichten, wonach die syrische Regierung Rebellenhochburgen gezielt aushungere, um den Widerstand zu brechen, nahm sie keine direkte Stellung. Es gebe viele Hürden für die Mitarbeiter von Hilfsorganisationen. "Wenn bewaffnete Kräfte den Zugang verhindern, was können sie tun? Wir können nicht ihr Leben riskieren."

Besonders dramatisch sei die Lage in der Stadt Moadamiyet al-Sham, die die Streitkräfte von Machthaber Assad seit vier Monaten belagern. "Seit vergangenem Jahr haben wir neun Mal vergeblich versucht, Moadamiyet zu erreichen", sagte Byrs. Zwar wurden vorige Woche 3000 Menschen aus der Stadt herausgebracht, mindestens ebenso viele sollen aber noch eingeschlossen sein. "Wir machen uns große Sorgen um diejenigen, die geblieben sind", sagte Byrs.

Verlässliche Angaben über das Ausmaß von Unterernährung gibt es nicht. "Wir können nur vermuten, dass die Lage täglich schlimmer wird", sagte die WFP-Sprecherin. Dem Bürgerkrieg, der nach der brutalen Niederschlagung von Straßenprotesten im März 2011 begann, sind nach Schätzungen bislang 115.000 Menschen zum Opfer gefallen. (APA, 1.11.0213)