Mit der neuen S-Klasse setzt Mercedes die Gegner in der Exquisitliga gehörig unter Zugzwang. Audi kontert zur Modellpflege seines Flaggschiffs A8 unter anderem mit einer sensationellen LED-Lichttechnologie und kraftvoller Genügsamkeit bei den Motoren
1776 gründete Adam Weishaupt den Geheimorden der Illuminaten (und, klar, erklärten die Amis ihre Unabhängigkeit). In einer Stadt namens Ingolstadt. Folgerichtig, wenn eine dort ansässige Firma etwas grundlegend Neues in Sachen Beleuchtung, in Sachen Licht lanciert. Die Firma heißt Audi, sie ist sozusagen der Vokativ in der Premiumliga (lat. audi = horch!), und das Spezialthema nennt sich Matrix-LED-Technologie.
Mit Science-Fiction hat das nix zu tun, sondern mit angewandter Science, ohne Fiktion. Mercedes hat in der S-Klasse eine ähnliche LED-basierte Lichttechnologie vorgestellt, die kommt allerdings erstens nicht ohne mechanische Komponenten aus und spart zweitens bei zwei registrierten Lichtquellen die Beleuchtung en bloc aus.
Bei Audis Superscheinwerfer hingegen wird rein elektronisch angesteuert, welches LED-Element gerade abgedunkelt oder -gedimmt wird. Und stehen zwei oder mehr Lichtquellen (entgegenkommende Fahrzeuge etwa) nur genügend weit auseinander, füllt die Matrix die Lücke mit Licht. Der Aufwand ist enorm, das Fernlicht in jeweils 25 Einzelsegmente aufgeteilt, aber der (Sicherheits- und Sicht-)Effekt ist es auch: enorm.
So viel zum herausragendsten Technikhighlight in Audis modellgepflegtem Flaggschiff. Weiters erwähnenswert: Die Motoren wurden zugleich stärker und sparsamer, sie brauchen bis zu zehn Prozent weniger Sprit. Erstmals gibt es die fahrdynamische Alu-Luxuslimo jetzt auch mit Head-up-Display, gestochen scharf. Beim Design wurde liebevoll verfeinert, bei der Innenraumgestaltung erreicht Audi laut Audi mittlerweile Manufakturniveau und ganz bestimmt ein extrem hohes.
Stichwort Motoren: Statt Downsizing ist "Rightsizing" angesagt. Sechs Zylinder seien momentan die Untergrenze beim A8, mag sein, künftig komme einmal ein Aggregat mit nur vieren, verrät Heinz Hollerweger, Leiter der Entwicklung Gesamtfahrzeug.
Wobei sich der Zwölfzylinder phasenweise auf einen mit sechs reduziert: Das extrem kultivierte Topaggregat, der W12 mit 500 PS, ist der erste Motor seiner Art mit Zylinderabschaltung. Ihn gibt's ausschließlich für die Langversion, den sportlichsten V8 hingegen nur für die kurze: S8, 520 PS, für ein Leben in Saus und Braus. Sparmeister ist die in unseren Breiten beliebteste Maschine, der 3,0 TDI mit 310 PS - acht mehr als bisher bei einem halben Liter weniger Verbrauch (5,9 l / 100 km).
Autonom fährt der A8 auch schon ein bisserl, auf dem Niveau nämlich, das der Gesetzgeber zulässt. Was den Absatz dieses Nobelgeräts betrifft, kann man sich nur wundern - über die Stückzahlen und über Details wie dieses: In China, wo ausschließlich die Langversion verkauft wird, liegt das Durchschnittsalter der A8-Kunden bei 37 Jahren. Mein lieber Parteikader! Dass die im kommunistischen Riesenreich alle rot sein müssen, ist aber ein Gerücht.
Da Audi die Fahrpräsentation in Düsseldorf und Umgebung zelebrierte, haben wir auch das nahegelegene Neandertal besucht – und unseren robusten einstigen Verwandten, den Neandertalern, die Höhle illuminiert. Natürlich ohne sie zu blenden. Überhaupt bleibt als Haupteindruck A8: leuchtend, aber nicht blendend. (Andreas Stockinger, DER STANDARD, 31.10.2013)
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Audi
Hinweis im Sinne der redaktionellen Leitlinien: Die Teilnahme an internationalen Fahrzeug- und Technikpräsentationen erfolgt großteils auf Basis von Einladungen seitens der Automobilimporteure oder Hersteller. Diese stellen auch die hier zur Besprechung kommenden Testfahrzeuge zur Verfügung.