Hatte da die Parksheriffin vielleicht kurz vorher Streit mit dem Vorgesetzten?

Foto: Heribert Corn

Eigentlich haben wir uns vorgenommen, über die Gemütsverfassung von Parkraumüberwachungsorganen nicht mehr zu grübeln.

Man kann dabei ohnehin nur mutmaßen. Vor-Ort-Recherche hilft nicht weiter, ihr wohnt die Gefahr eines handfesten Streits mit einem Amtskappler inne. Außerdem wäre es müßig, die Aussagen wären vermutlich ungefähr so aussagekräftig wie eine Umfrage zur Zahl der FPÖ-Wähler. Nur ­wenige bekennen sich dazu.

Gemütszustände

Ist okay. Jeder braucht (s)ein Geheimnis, zumal das Wissen über den Gemütszustand eines Amtsorgans potenziell Sprengstoff sein könnte. Ich beispielsweise würde jedes Unrechtsbewusstsein verlieren, wüsste ich, dass die Parkshe­riffin nicht pflichtbewusst ihre Arbeit verrichtete, sondern Mandate mit Inbrunst vergibt, weil sie mit ihrem Vorgesetzten gestritten hat oder mit wem auch immer (so genau wollen wir es eh nicht wissen).

Das hämische Grinsen, mit dem die hübsche junge Dame unlängst drei Minuten nach neun Uhr ein in Plastikfolie gewickeltes Zettelchen hinter den Scheibenwischer meines Fahrzeugs klemmte, hatte trotzdem etwas Lustvolles. Drei Minuten!

Fremdwort Akademikerviertel

Schon mal was von einer Uhr gehört, die nicht mit dem Satelliten des Rathauses geht? Oder vom Briefträger, der einen aufgehalten hat, weil er für die ewig abwesende Nachbarin etwas hinterlegen wollte (gegen Unterschrift versteht sich)? Akademikerviertel ist bei Geldeintreibern sowieso ein Fremdwort. Vorschrift ist schließlich Vorschrift.

Dabei wäre es gar nicht so kompliziert. Bei der letzten Viertelstunde vor 22 Uhr geht's ja auch. Egoistische Zeitgenossen, die mit ihrem Automobil zwei Parkplätze verstellen, müssen für den Extraplatz auch nicht extra zahlen. Das hämische Grinsen ist echt schwer zu ertragen. (Luise Ungerboeck, DER STANDARD, 25.10.2013)