Das Gedicht "Ich bin den anderen Weg gegangen" von Richard Zach.

Text: Zach

Graz – Eine geöffnete Hand aus Granit, die den sie umschließenden Betonblock sprengt – 70 Jahre nach der Ermordung des Grazer Schriftstellers Richard Zach durch die Nazijustiz im Jänner 1943 in Berlin, ist für Kommunisten und Widerstandskämpfer im steirischen Kurort St. Radegund am Nationalfeiertag ein Denkmal enthüllt worden.

Die vom steirischen Bildhauer Rudolf Hirt geschaffene Skulptur ist neben einem Straßenstück in Graz-Andritz, einer Gedenktafel im Stiegenhaus der Pädagogischen Akademie in Graz und einem "Stolperstein" vor Zachs Wohnhaus das inzwischen dritte Mahnmal für den Lehrer und Arbeiterdichter. Das Mahnmal wurde am Eingang des nach Zach benannten Urlaubsheimes der KPÖ-nahen Organisation "Kinderland" errichtet.

Das Richard-Zach-Denkmal in St. Radegund wurde am Nationalfeiertag enthüllt.
Foto: Thomas Neuhold

"Richard Zach war eine Lichtgestalt der Suche nach Freiheit und Frieden", würdigte der Radegunder Bürgermeister Hannes Kogler (ÖVP) bei der Denkmalenthüllung am Nationalfeiertag den Schriftsteller. Kogler zog in seiner Ansprache Parallelen zum aus dem oberösterreichischen St. Radegund stammenden, ebenfalls 1943 hingerichteten und inzwischen von der Katholischen Kirche seliggesprochenen Kriegsdienstverweigerers Franz Jägerstätter: Trotz unterschiedlicher Weltanschauung und Sozialisation verbinde die Jägerstätter und Zach "der Wunsch nach Frieden, Gerechtigkeit und nach ungeteilter Menschenwürde".

"Der andere Weg"

Der 1919 als zweiter Sohn einer Grazer Arbeiterfamilie geborene Zach absolvierte die Bundeslehrerbildungsanstalt. Politisch aktiv wurde er nach den Februarereignissen 1934. Bereits 1937 gründete er mit Gesinnungsgenossen einen marxistischen Arbeitskreis. 1939 musste Zach als Soldat der Wehrmacht am Polenfeldzug teilnehmen, nach einem Urlaub erreichte er die Dienstuntauglichkeit und wurde wieder als Lehrer in Graz eingesetzt. Im Widerstand war er federführend für die illegale Zeitschrift "Der rote Stoßtrupp" verantwortlich. Im Zuge einer großen Verhaftungswelle 1941 wurde Zach am 31. Oktober 1941 von der Gestapo verhaftet. Im August 1942 wurde er zum Tode verurteilt.

Portrait von Richard Zach (vermutlich 1940) – im kleinen Bild Lebensgefährtin Herma Planner.
Foto: privat

"Er war ein herausragender Vertreter des Österreichischen Widerstandes", sagt der Historiker Gerhard Dienes vom steirischen Museum Joaneum über Zach. Aber er habe auch ein bedeutendes schriftstellerisches Werk hinterlassen. In der Haftzeit seien rund 800 Gedichte und viele literarische Notizen entstanden. Sie wurden unter Lebensgefahr als Kassiber aus den Gefängnissen geschmuggelt. Zachs Gedichte zeugen "von ungeheurer Reife und Stärke", betonte Dienes bei der Denkmalenthüllung am Samstag die Bedeutung seines Werkes. Der bekannteste Text heißt: "Ich bin den anderen Weg gegangen". Dieses Gedicht gilt als Vermächtnis, in dem Zach erläutert, warum er es vorgezogen hatte, den Nationalsozialisten die Stirn zu bieten und sich nicht "gut und weich zu betten". (Thomas Neuhold, derStandard.at, 26.10.2013)