Fast die Hälfte der untersuchten Geflügel-Proben war nicht ausreichend gekühlt.

Foto: christian fischer

Auf der Verpackung eine Flut an Kennzeichen, im Regal eine verwirrende Warenpräsentation. "Konsumenten wird der  Einkauf von Geflügelfleisch aus Österreich und von Bio-Ware nicht gerade leicht gemacht", kritisiert Franz Floss, Geschäftsführer des Vereins für Konsumenteninformation (VKI). So würde etwa inländische Ware in einigen Fällen unter demselben Label verkauft wie ausländische. "Auch Regalkennzeichnungen in rot-weiß-rot oder Zusätze wie 'Frisch aus Österreich' garantieren nicht, dass tatsächlich heimische Ware zum Verkauf angeboten wird." Aktuelle Stichproben des VKI bestätigen das.

Unklare Herkunft

Konsumenten können selbst oft nur schwer nachprüfen, wo das Geflügel geboren, gemästet und geschlachtet wurde. Nicht auf jeder Verpackung werden diese Angaben gemacht und wenn doch, dann oft so versteckt, dass man den Hinweis leicht übersieht. Nur wer genau hinschaut, erkennt den Unterschied. So zeigt zum Beispiel eine unauffällige rot-weiß-rote Schleife bei Landgut (Keulenviertel), dass das Produkt aus Österreich kommt. Die Truthahnbrust des gleichen Herstellers - mit dem nahezu identisch gestalteten Etikett - stammt dagegen aus Ungarn. Die zuverlässigste Herkunftsangabe ist dem Test zufolge nach wie vor das AMA-Gütesiegel.

Eine Analyse von Werbeeinschaltungen zeigte, wie stark der Handel selbst den Schwerpunkt auf heimische Ware beziehungsweise rot-weiß-rote Aufmachungen legt. Im tatsächlichen Warenangebot findet dieser Anspruch dann allerdings nur wenig Niederschlag. Bei Lidl liegt - neben wenigen AMA-Produkten - vor allem deutsche Ware im Regal. Bei Penny fand sich zwar eine Regalkennzeichnung mit dem Slogan "frisch aus Österreich", im Fach selbst wurde jedoch Putenfaschiertes aus Italien angeboten. Und wer Bio-Ware sucht, findet diese in der Regel nur bunt gemischt mit konventionell produziertem Geflügel im Regal.

Hohe Keimbelastung

Ein weiterer großer Kritikpunkt neben verwirrenden Herkunftsangaben ist die Keimbelastung. Hier wiesen im Rahmen der aktuellen Untersuchung drei von 21 Proben gravierende Mängel auf. Das "Napsugar Trade" Hühnerfilet, ein preiswertes Produkt aus Ungarn, wurde sogar als gesundheitsschädlich eingestuft. Schwere hygienische Mängel gab es aber auch bei einem höherpreisigen Bioprodukt, dem Bio-Huhn von "Spar Natur pur" (Salmonellen, Campylobacter).

Zehn andere Proben waren nach gesetzlichen Vorschriften zwar noch in Ordnung, zeigten jedoch ebenfalls Mängel. "Nicht nur die Hersteller sind hier gefordert, sondern auch der Handel", so Floss. Eine Überprüfung der Lager- und Kerntemperatur beim Einkauf der Proben in Wien und Niederösterreich ergab, dass fast die Hälfte der untersuchten Produkte nicht ausreichend gekühlt war.

Die preiswertesten Produkte im Test waren diesmal auch die schlechtesten. Die meisten Testverlierer kommen aus dem Ausland und sind stark mit Keimen verunreinigt. In zwei ausländischen Produkten (AIA und Perutina) wurden Substanzen gefunden, die in Geflügelherden vorbeugend gegen eine Durchfallerkrankung eingesetzt werden. Allerdings wurde auch hier kein Grenzwert überschritten. Die gute Nachricht: Bei österreichischen Produkten kann in puncto Tierarzneimittel Entwarnung gegeben werden. 

Der gesamte Test findet sich in der Novemberausgabe des Testmagazins KONSUMENT. (red, derStandard.at, 24.10.2013)