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Glenn Greenwald, ansässig in Rio de Janeiro, ist der aktuelle Star des Enthüllungsjournalismus.

Foto: Reuters

Vier Tage lang trafen sich in Rio de Janeiro bei der "Global Investigative Journalism Conference 2013" hunderte investigative Journalisten, um neue Projekte ins Leben zu rufen, Handwerkszeug wie Datenjournalismus zu erlernen und über Recherchen zu sprechen. 

Besonderes Aufsehen erregte der Investigativ-Journalist der Stunde: Glenn Greenwald. Der NSA-Aufdecker, der von Brasilien aus mit der Zeitung "The Guardian" den US-Abhörskandal ins Rollen brachte, stellte auf der Bühne die Feigheit der tradtionellen Medien an den Pranger und schwärmte vom kommenden "Goldenen Zeitalter" des Journalismus. 

Westlicher Journalismus korrumpiert

Greenwald erklärte den anwesenden Kollegen, dass der westliche Journalismus korrumpiert sei. Als Beispiel berichtete er über eine Erfahrung mit der "New York Times" aus dem Jahr 2004. Damals wurde eine brisante Geschichte zur NSA nach der Intervention durch den amtierenden Präsidenten George W. Bush über ein Jahr zurückgehalten. Der ehemalige "NYT"-Chefredakteur Bill Keller insistiert in seiner Gegendarstellung auf der genauen Überprüfung der Daten, die zu der späteren Veröffentlichung geführt hätten.

Auch beim aktuellen NSA-Skandal hat es laut Greenwalds Darstellung Probleme gegeben, traditionelle Medien von der Wichtigkeit der Geschichte zu überzeugen. "Die Instinkte großer Medien-Outlets sind Vorsicht und Angst", kommentierte er die Zusammenarbeit.

Neue Regeln für die goldene Ära

Folgerichtig wird Greenwald in Zukunft seine Energie in den Aufbau des neuen Nachrichtenportals von eBay-Gründer Omidyar stecken, wo er ungefragt Beziehungen zu seinen Informanten halten kann, ohne eines ungebührlichen Näheverhältnisses zwischen Journalist und Quelle bezichtigt zu werden. "Ich weiß nicht, wer die Regeln aufgestellt hat und woher sie kommen", sagte Greenwald in Rio, "Was ich aber weiß ist, dass diese Regeln an eine Profession gekoppelt sind, die extrem korrumpiert wird. Es gibt für mich also keinen Grund, dass auch ich diese Regeln ertrage."

Greenwald wurde im Laufe der NSA-Geschichte immer wieder für sein persönliches Engagement für Edward Snowden angegriffen, unter anderem auch deshalb, weil er die Anwaltskosten seines Informanten übernahm. Seiner Meinung nach steht uns mit dem Niedergang der alten Medienkultur eine neue goldenen Ära bevor, die Journalismus nicht dem Tod weiht, sondern antreibt und an anderen Orten passieren lässt. (red, derStandard.at, 22.10.2013)