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Geschlagene zehn Minuten lang suchen Wiener Autofahrer laut Apcoa im Durchschnitt nach einem freien Abstellplatz.

Endlich eine Parklücke! Für viele Autofahrer in der Stadt ist es ein erlösender Moment, wenn sich am Straßenrand ein Parkplatz auftut. Laut einer Untersuchung der Apcoa, einem Betreiber von Parkhäusern, suchen Wiener Autofahrer durchschnittlich zehn Minuten lang nach einem Abstellplatz für ihr Auto und legen dabei 4,5 Kilometer zurück. Die dadurch entstandenen Fahrzeugkosten samt Treibstoff und Verschleiß kommen auf etwa 1,35 Euro. Von strapazierten Nerven gar nicht zu sprechen. Was kann diese Situation verbessern?

Parken in Wien ist ein heißes Thema. Jedes am Straßenrand abgestellte Auto blockiert laut TÜV Austria durchschnittlich 15 Quadratmeter Fläche. Der ruhende Verkehr schränkt also unsere Bewegungsfreiheit ein und raubt potenziellen Grünraum in der dicht besiedelten Stadt. Die Versuche, den Raum für die Fußgänger und Radfahrer wieder zurückzugewinnen, gestalten sich jedoch nicht immer leicht. Oft sind es die Anrainer, die am meisten unter dem Verkehr leiden, und dennoch innovative Ideen ablehnen.

Weniger Autoverkehr seit Parkpickerl-Einführung

So wurde im Vorjahr das Thema Parkpickerl und seine Ausweitung auf weitere Bezirke monatelang durch den kommunalpolitischen Kakao gezogen. Seit einem Jahr gibt es nun die Gebührenpflicht für's abgestellte Auto auch in Meidling, Penzing, Rudolfsheim-Fünfhaus, Ottakring und Hernals. Die Evaluierung ergab vor kurzem, dass die Auslastung des Parkraums in allen betroffenen Bezirken zurückgegangen ist. Laut Aussendung des grünen Verkehrsressorts der Stadt würden Park-and-Ride-Anlagen in Wien und Niederösterreich nun mehr genutzt, und auch der Autoverkehr ist demnach von Jänner bis August 2013 im Vergleich zum Vorjahr um 1.000 Fahrzeuge pro Tag verringert worden.

Die Kurzparkzone als Lösung für das städtische Verkehrsaufkommen existiert seit 1959, doch erst seit 1975 ist sie auch gebührenpflichtig. 1993 wurde der gesamte erste Bezirk zur Kurzparkzone ernannt, es folgten in den Jahren darauf die weiteren Bezirke innerhalb des Gürtels sowie der 20. Bezirk. Das hat zwar - vor allem untertags - zu einer Erleichterung der Parksituation geführt, jedoch müssen Wienerinnen und Wiener, die innerhalb des Gürtels wohnen, nicht selten abends mehrfach Runden drehen, um dann weit entfernt vom Wohnhaus das Auto abstellen zu können.

Unbeliebte Tiefgaragen

Könnten Sammelgaragen da nicht hilfreich sein? Das dachte sich auch die Stadt und gab in den letzten Jahren einige Tiefgaragen in Planung. Das führte vor allem zu einem: Protest. Heftige Gegenwehr erfuhr zum Beispiel das Projekt Tiefgarage unter dem Hernalser Gymnasium Geblergasse. 20 alte Bäume des schulischen Innenhofs hätten einer mehrstöckigen Tiefgarage mit 250 Stellplätzen weichen sollen. Die Gegend rund um die Schule ist dicht besiedelt, trotzdem konnte das Projekt nicht die Herzen der Anrainer erwärmen. 2.000 Unterschriften wurden gegen den Bau gesammelt, im Juli dieses Jahres wurde das Projekt zu Grabe getragen.

Dabei bieten Sammelgaragen geförderte Parkplätze (um ca. 80 Euro monatlich), die das Auto vor Witterung und Einbruch schützen. Die Nachteile: Oft sind die Garagen weit weg vom Wohnhaus, die Kosten sind deutlich höher als das Parkpickerl (90 bzw. 120 Euro pro Jahr), und es werden Parkplätze an der Oberfläche vernichtet. Garagen sollen nämlich die Dauerstellplätze von oben nach unten verlagern. Rund um die Sammelgarage ist die Anzahl der Stellplätze zum Wohl der Fußgänger zu verringern. Vor allem sollen die Garagen die Autofahrer zum Umsteigen auf die Öffis bewegen - und auch das ist nicht jedermanns Sache.

Neben der üblichen Tiefgarage gibt es auch platzsparendere Alternativen. So bietet beispielsweise die TÜV Austria Doppelparksysteme an, die jeden einzelnen Quadratmeter optimal ausnutzen. Vorhandene Flächen werden mehrfach besetzbar, indem die Fahrzeuge nicht nur neben-, sondern auch übereinander platziert werden. Automatische Parksysteme könnten die klassische Sammelgarage ablösen: Die Fahrzeuge werden dabei in einem Einfahrtsbereich auf eine Palette gefahren, der Fahrer erhält eine Quittung für sein Fahrzeug, mit der er es später wieder abholen kann. Die Palette wird dann mit Hilfe von Verschiebeeinheiten automatisiert durch das System in einem freien Parkbereich abgestellt. Richtig groß ist das Interesse daran aber nicht, vor allem Sanierfälle werden momentan bearbeitet, Neuaufträge gäbe es eher wenige, so die Auskunft bei der TÜV.

Wie wäre es mit Sharen?

Carsharing ist schon fast ein alter Hut. An den Anblick der flitzenden Miet-Minis hat man sich schon gewöhnt. Doch Parkplatzsharing tastet sich erst langsam in den Bereich der Sichtbarkeit heran. Anbieter wie parkplace.at oder i-park.at bieten auf ihren Webseiten Parkraum an, der temporär unbenutzt ist und somit gemietet werden kann, wenn die Besitzer mit ihrem Auto auf Urlaub oder bei der Arbeit sind. Nach Schätzungen der deutschen Sharing-Plattform "Unser Parkplatz" gibt es in Großstädten, die mit Wien vergleichbar sind, etwa 100.000 unausgelastete private Stellplätze. Noch gibt es wenige, die ihre Parkplätze online teilen wollen, daher ist das Angebot auch noch nicht allzu attraktiv. Mit zunehmender Bekanntheit wird sich das allerdings ändern, hoffen die Plattformen. (Karin Jirku, derStandard.at, 12.11.2013)