Bild nicht mehr verfügbar.

Wenn der Knopf hält, dann ist das Netz in Hoffenheim fortan dicht.

Foto: EPA/UWE ANSPACH

Frankfurt - Der Ball flitzte am Freitagabend beim Siegestreffer von Leverkusens Stefan Kießling zum 2:1 in Hoffenheim eindeutig durchs Außennetz. Schiedsrichter Felix Brych hatte es nicht gesehen und gab das Tor. "Es ist keine tolle Situation für mich, dass ich ein Tor gegeben habe, das keines war", sagte Brych nachher. Nun schauen die Hoffenheimer mit großen Erwartungen auf die Zentrale des Deutschen Fußballbundes (DFB) nach Frankfurt. Und von dort gehen bange Blicke in Richtung Hauptquartier des internationalen Fußballverbandes (Fifa) nach Zürich. Das zweite Phantomtor der Bundesliga-Historie hat vor allem den DFB in eine missliche Lage gebracht.

Einerseits will er dem Ruf nach Gerechtigkeit Rechnung tragen, auf der anderen Seite möchte sich der nationale Verband kein zweites Mal wegen des gleichen Falls mit dem Weltverband anlegen. Dass dem Sportgericht dieser Spagat gelingen wird, darf bezweifelt werden. Vieles spricht dafür, dass bei dem Ende Oktober erwarteten Urteil die Tatsachenentscheidung Bestand haben und es kein Wiederholungsspiel geben wird.

Schatz

"Die Fifa ist nun einmal die oberste Regelhüterin", sagte der zuständige DFB-Vizepräsident Rainer Koch. Er weiß, dass der Weltverband die Tatsachenentscheidung der Schiedsrichter wie einen Schatz hütet. Nur durch das Schlupfloch "Regelverstoß des Referees" ist diese Vorgabe auszuhebeln und der Einspruch der Hoffenheimer hätte eine Chance. Doch genau diese Vorgehensweise hat dem DFB schon beim ersten Phantomtor von Thomas Helmer im Jahr 1994 beim 2:1 des FC Bayern über Nürnberg Ärger eingebracht. Damals hatte der Weltverband sogar mit dem Ausschluss der deutschen Teams von internationalen Wettbewerben gedroht. In der Folge wurden angesetzte Wiederholungsspiele bei ähnlichen Vorfällen in der 2. Liga untersagt oder annulliert.

"Hohes Gut"

Liga-Geschäftsführer Andreas Rettig: "Die Tatsachenentscheidung - und mag sie hier und da noch so ungerecht sein - ist ein sehr hohes Gut. Jede Entscheidung steht unter dem Vorbehalt der Fifa. Sie hat schon einmal ein Urteil des DFB auf Neuansetzung einkassiert, weil man das Gut der Tatsachenentscheidung höher bewertet hat als den Gerechtigkeitssinn."

Die Hoffenheimer sehen es anders. Trainer Markus Gisdol: "Ich denke, das Spiel werden wir noch mal sehen. Ich gehe fest davon aus, dass es so kommen wird. Alles andere wäre ein Witz."

Referee Brych wird vier Tage nach seinem Fauxpas jedenfalls am Dienstagabend das Champions-League-Spiel zwischen dem AC Milan und dem FC Barcelona leiten. Die UEFA nominierte den 38-Jährigen am Sonntag ungeachtet des Vorfalls. (sid, bez, DER STANDARD, 21.10.2013)