Mit knapp 16.000 Postings ist Marcus Kraus einer der fleißigsten STANDARD-Poster. Auch die Wohngespräche kommentiert der AHS-Lehrer regelmäßig. Wojciech Czaja besuchte ihn und fragte nach, warum.

"Ich lese die Wohngespräche wahnsinnig gern. Es ist lustig, in fremde Wohnungen reinzuschauen und zu erfahren, was sich die Leute unter Wohnen vorstellen und wie unterschiedlich das aussehen kann, abhängig davon, ob derjenige jetzt Unirektor, Winzer, Künstler oder Möbeldesigner ist. In erster Linie interessiere ich mich aber für die Architektur, die da zu sehen ist. Schöne Räume sind ein Genuss. Sieht man viel zu selten. Und daher schreib ich immer wieder gern meinen Kommentar dazu, wobei ich dazusagen muss, dass ich eher einer der braven Poster bin. Ich war erst einmal auf der Black List!

"Bin schon gespannt, was die Leser posten werden. Aber das macht nichts. Ich mag meinen Wohnstil." Marcus Kraus mit Sohn Xaver in seinem Reihenhaus. (Foto: Lisi Specht)
Foto: Lisi Specht

Bei den Wohngesprächen poste ich regelmäßig. Eigentlich fast immer. Auch sonst bin ich ein recht umtriebiger Kommentator. Ob ich mich von den Wohngesprächen inspirieren lasse? Nein, eigentlich nicht. Wir haben unseren eigenen Wohnstil, der natürlich auch vom Studium und von meiner Arbeit geprägt ist. Ich bin Lehrer für Bildnerische Erziehung und Technisches Werken, und das hinterlässt natürlich Spuren. Hin und wieder sehen wir im Internet oder in Zeitschriften das eine oder andere Stück, das uns gefällt. Ich denke, das ist eher eine Inspirationsquelle für uns.

Bin schon gespannt, was die Leser diesmal posten werden. Kann sein, dass man mich in der Luft zerfetzen wird. Lehrer! Viele Postings! Investiert viel Zeit in die Gestaltung der Wohnung! Das lässt wohl keinen Poster kalt. Und außerdem wird man sicher das eine oder andere Wort über meine Möbel verlieren. Aber das macht nichts. Ich mag meinen Wohnstil.

Ich wohne mit meiner Frau und meinen beiden Kindern Vincent (5) und Xaver (1,5) in einem Reihenhaus in Floridsdorf, draußen an der Peripherie. Die Gegend ist wunderbar. Man ist gleich auf der Donauinsel, an der Alten Donau oder in den Donauauen. Als wir die Wohnung gekauft haben, war sie noch im Rohbau. Nur mit dem ursprünglichen Grundriss waren wir nicht wirklich zufrieden. Den haben wir nachträglich verändert. Auch die Treppe ist neu. Das ist eine Holzstiege, die ich mit meinem Bruder gebaut habe. Wir sind ein gutes Team.

Das Haus hat circa 114 Quadratmeter, verteilt auf zwei Ebenen. Einen Keller gibt's auch. Den nutze ich als Werkstatt. Außerdem ist da unten ein Haustechnikraum mit einer Flüssiggastherme. Demnächst wollen wir auf Erdgas umsteigen. Das ist billiger. Alles in allem würde ich die Art und Weise, wie wir leben, als bedarfsorientiertes Wohnen bezeichnen. Die Bedürfnisse ändern sich ständig, und wir reagieren darauf – mal mit Möbeln, mal mit einer neuen Küche, und mal mit einem kleinen, abgetrennten Arbeitszimmer.

Wir haben schon Pläne für später, wenn unsere zwei, bald drei Söhne erwachsen sind und ausziehen werden: Erstens werden wir den jetzt schon ramponierten Boden rausreißen und stattdessen schönes neues Parkett verlegen, und zweitens wollen wir dann im Obergeschoß alle Zwischenwände entfernen und so ein großes, loftartiges Wohn- und Schlafzimmer schaffen. Aber das wird wohl noch 18 Jahren dauern.

Einen Traum für die Zukunft haben wir eigentlich nicht. Außer vielleicht: Rundherum gibt's viele alte Stadeln, die als Lager vermietet oder von Bauern genutzt werden. So einen Stadel zu kaufen und zu revitalisieren wäre schon ein nettes Projekt. Aber das wird wohl nix. Die Stadeln in unserer Gegend werden um 600.000 Euro zum Verkauf angeboten. In den Umbau müsste man noch mal 150.000 Euro investieren. Nicht gerade ein Schnäppchen." (DER STANDARD, 19.10.2013)