13 der insgesamt 217 Stolpersteine zum Gedenken an ermordete Opfer des Nationalsozialismus wurden in den vergangenen Wochen in der Stadt Salzburg mit einer teerartigen Substanz beschmiert und somit unleserlich gemacht.

Die beschmierten Steine liegen im Bereich der Linzergasse und Wolf Dietrich Straße. Das "Personenkomitee Stolpersteine" hat Strafanzeige gegen Unbekannt eingebracht. Die überparteiliche Plattform  sieht in den Beschmierungen einen "eindeutigen politischen Akt der Wiederbetätigung". Das Komitee hofft, dass aufmerksame Bürger sowie das Bundesamtes für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung bei der Aufklärung des Falles mithelfen.

Auch bei der Israelitischen Kultusgemeinde (IKG) sorgt der Vandalismus an den Stolpersteinen für Entsetzen. IKG-Präsident Oskar Deutsch spricht in einer Aussendung von einer "offensichtlich geplanten Aktion" und sieht in dem Vorfall ein Indiz für das Ansteigen des Antisemitismus in Österreich. Auch der Sicherheitsbericht 2012 zeige einen Anstieg "rechtsextremer, fremdenfeindlicher, rassistischer, islamophober und antisemitischer Übergriffe" von 8,4 Prozent gegenüber dem Jahr 2011.

Foto: Personenkomitee Stolpersteine Salzburg

Die Stadt Salzburg bemüht sich unterdessen die mit Teer beschmutzten Stolpersteine wieder zu reinigen. Ein Putztrupp des städtischen Bauhofes ist unterwegs. Auch Bürgermeister Heinz Schaden (SPÖ) zeigt sich empört und hält die Vandalakte für "unerträglich". Er forderte von der Polizei rasche Aufklärung. "Das ist bei diesen Dimensionen garantiert kein Lausbubenstreich. Das hat politische Hintergründe. Hier wird, im wahrsten Sinne des Wortes, das Andenken an politisch Verfolgte in den Dreck gezogen."

Die Polizei ersucht die Bevölkerung dringend um Hinweise. Bei der Aufklärung tappt man noch im Dunkeln: "Bisher gibt es keine Hinweise auf die Täter", sagte Polizeisprecher Anton Schentz. In solchen Fällen, sei man auch auf Zeugenaussagen angewiesen.

Foto: Stadt Salzburg

Bereits 2011 wurden in Salzburg drei Stolpersteine in der Arenberggasse herausgestemmt, entwendet und die entstandenen Löcher mit Beton ausgegossen. Zuletzt häuften sich die Vandalakte gegen die Gedenksteine. Insgesamt sei in der Stadt Salzburg eine eklatante Zunahme rechtsextremer Schmieraktionen zu bemerken, heißt es von Seiten der Stadt.

Foto: Personenkomitee Stolpersteine Salzburg

Seit 2007 wurden in Salzburg insgesamt 217 Stolpersteine des deutschen Künstlers Gunter Demnig verlegt. Insgesamt verlegte Demnig schon mehr als 38.000 Steine seit 1997. In Österreich gibt es die eingelassenen Gedenksteine neben Salzburg auch in Hallein, Graz, Wels, Wiener Neustadt und der Region Braunau. In Wien kupferte man Demnigs Idee ab und verlegte Gedenksteine ohne ihn.

Foto: Personenkomitee Stolpersteine Salzburg

Das Projekt der Stolpersteine richtet sich gegen das Vergessen und will die Erinnerung an die Opfer der NS-Diktatur lebendig halten. "Je mehr Steine verlegt und zu sehen sind, umso größer wird das Interesse – auch wenn es schmerzhaft sein kann – Geschichte nicht dem Vergessen anheim zu geben", ist der Künstler Gunter Demnig überzeugt.

Foto: Personenkomitee Stolpersteine Salzburg

Finanziert wird das Projekt über private Initiative in Form von Patenschaften, die einzelne Menschen für Stolpersteine übernehmen. Zu den bisher 217 Stolpersteinen werden im Sommer 2014 weitere 33 hinzukommen, die schon von Paten bezahlt wurden und voraussichtlich im Juli verlegt werden.

Foto: Personenkomitee Stolpersteine Salzburg

Auf der Website www.stolpersteine-salzburg.at sind in einer Grafik alle Standorte der Stolpersteine verzeichnet und die Biografien der Opfer abrufbar. Die Opfer-Biografien wurden von Salzburger Historikern erstellt, der Großteil stammt von Gert Kerschbaumer. (Stefanie Ruep, Thomas Neuhold, derStandard.at, 18.10.2013)

Foto: Personenkomitee Stolpersteine Salzburg