US-anglikanische Kirchenführer verschoben Ernennung von Vicky Gene Robinson Minneapolis - Die Bischöfe der anglikanischen Kirche der USA haben am Montagabend in letzter Minute die Abstimmung über die Ernennung des ersten bekennenden Homosexuellen zum Bischof verschoben. Als Grund wurden Vorwürfe über unsittliches Verhalten von Reverend Vicky Gene Robinson genannt.

Vorwürfe

Ein Mann aus Vermont habe Robinson in einer E-Mail vorgeworfen, ihn vor mehreren Jahren unsittlich berührt zu haben, sagte der Bischof von New Hampshire, Douglas Theuner, in Minneapolis. Die Bischöfe prüften zudem Robinsons Beziehung zu einer von ihm zur Unterstützung homosexueller Jugendlicher mitgegründeten Internetseite, die Links zu pornografischen Seiten haben soll.

Robinson war am Sonntag mit Zweidrittelmehrheit von der Jahresversammlung der Vertreter aller US-Diözesen der Episkopalkirche zu Theuners Nachfolger gewählt worden. Robinsons Ernennung könnte zu einer Spaltung der Kirche führen. Führende Bischöfe der anglikanischen Weltgemeinschaft hatten ultimativ gefordert, die Ernennung des Homosexuellen zurückzunehmen.

"Düstere Vorhersagen"

Sollte dies nicht geschehen, sei man willens "zu handeln". Vor allem anglikanische Bischöfe aus südlichen Ländern machten deutlich, dass sie nicht gewillt seien, Vorgänge wie die Ernennung homosexueller Bischöfe hinzunehmen.

Robinson selbst sagte am Montag, "die düsteren Vorhersagen über irgendeine Art von Schisma" seien wahrscheinlich übertrieben. Es war vorerst unklar, ob die Bischöfe sich noch vor Ablauf ihrer Konferenz am Freitag mit dem Fall erneut befassen werden.

Die anglikanische Kirche ist ein aus der Kirche von England hervorgegangener Zusammenschluss von 38 unabhängigen Kirchen mit weltweit rund 77 Millionen Mitgliedern. Die US-Episkopalkirche gehört mit ihren etwa 2,3 Millionen Mitgliedern zu dieser Vereinigung. Sie wird von Liberalen dominiert, die kirchliche Lehren eher als veränderbar ansehen. (Reuters, DER STANBDARD Printausgabe 6.8.2003)