Hamburg - Noch stehen umweltfreundliche Energien nicht in großem Stil zur Verfügung. Deshalb gilt Methan als die wichtigste Energiequelle der kommenden Jahre.

In den Ozeanen lagern, eingeschlossen in Eisklumpen, riesige Mengen des Gases. Fachleute schätzen, dass in Methaneis doppelt so viel Energie liefernder Kohlenstoff steckt wie in allen Erdöl-, Erdgas- und Kohlelagerstätten zusammen. Die Bergung des Eises ist jedoch noch nicht möglich. So versucht man Erdgasquellen besser auszunutzen, die zu knapp 90 Prozent aus Methangas bestehen.

In den vergangenen Jahren hat der Bedarf an Erdgas stetig zugenommen - die Rohstoffe Erdöl und Kohle werden in zunehmendem Maß durch Erdgas ersetzt. Insgesamt schätzen die Vereinten Nationen den Vorrat an Erdgas auf etwa 150 Milliarden Tonnen. Legt man derzeitigen Bedarf und Fördermenge zugrunde, wären die Vorkommen in rund 65 Jahren erschöpft. Rechnerisch. Eigentlich stünde weitaus mehr Erdgas zur Verfügung. 95 Prozent der Gasfelder sind jedoch zu klein, als dass sich ihre Erschließung lohnte.

Die Ingenieure Hajime Kanda und Yasuhara Nakajima von der japanischen Universität in Mitsui glauben nun, eine Möglichkeit gefunden zu haben, diese brachliegenden Reserven förderfähig zu machen. Sie schlagen vor, das Gas in feste kleine Kügelchen aus Methaneis umzuwandeln. Die Kügelchen seien einfach zu lagern und zu transportieren und könnten wieder in Erdgas umgewandelt werden.

Die Speicherkapazität von Methaneis ist enorm: An der Luft hätte das in einem Kubikmeter Methaneis gespeicherte Gas ein Volumen von 164 Kubikmetern. Die Umwandlung von Gas in Eiskügelchen hätte weitere Vorteile: Der Transport könnte bei deutlich niedrigerer Temperatur und unter geringerem Druck erfolgen, als bei der Beförderung von flüssigem Erdgas erforderlich sind. Dadurch wäre auch das Risiko, dass sich das Gas entzündet, wesentlich geringer. Um die Eiskügelchen zu produzieren, muss Erdgas von unten in einen speziellen Wassertank hineingepumpt werden. Am Boden des Tanks bilden sich Gasblasen, auf denen sich unter bestimmten Bedingungen Methaneis bildet. Nachdem das Wasser abgelassen wurde, bleiben die Methan-Kügelchen zurück.

Nakajima und Kanda haben in der Nähe von Tokio inzwischen eine Probeanlage gebaut, die pro Tag 600 Kilogramm Methan-Kügelchen herstellt. Sollte sich die Anlage als tauglich erweisen, könnten bald viele unerschlossene Erdgasquellen angezapft werden, hoffen die Forscher. Umweltneutral ist die Nutzung von Erdgas allerdings nicht. Nach der Verbrennung entsteht aus dem Treibhausgas Methan das Treibhausgas Kohlendioxid. (Axel Bojanowski/DER STANDARD, Print-Ausgabe, 5. 8. 2003)