Über die Höhe des Geldbetrages, den der 21-
jährige steirische Werkzeugschlosser Franz
Strohsack 1954 besessen haben soll, als er erstmals kanadischen Boden betrat, sind sich die
Biografen nicht einig: Die Angaben schwanken
zwischen 40 und 300 Dollar. Heute, fast 50 Jahre später, bewegt er unter dem Namen Frank
Stronach - er änderte seinen steirischen in den
an sich schottischen Familiennamen - mit seinem unermesslichen Reichtum die alte Heimat
wie kein anderer Unternehmer vorher. In der
Außensicht sieht das so aus: "Herr Stronach
kauft sich Österreich", so "Der Spiegel" unlängst.
Helden-Sage
Frank Stronach ist der Held einer kapitalistischen Parzival-Sage: Der in Gutenberg an der
Raabklamm (Bezirk Weiz) geborene Sohn eines
kommunistischen Arbeiters und einer Fabriksarbeiterin zieht suchend in die weite Welt. Im
Gegensatz zum mythischen reinen Tor hat er
seinen Gral gefunden: Geld und Macht. Am Anfang arbeitete der junge Steirer wirklich als Tellerwäscher, Maschinist, Golfballjunge. 1957
reichen ihm diese Jobs und er gründete mit seinem Freund und Landsmann Tony Czapka eine
Werkzeugfirma. Der Legende nach schlief er
nachts neben der Drehbank.
1959 erhielt er von
General Motors den ersten Automotive-Auftrag: 300.000 Sonnenblenden. Das Wachstum
begann. 1969 verschmolz man mit Magna Electronics. Anfang der 90er schrammte Magna
knapp am Bankrott vorbei. Auch einem eigenen
Business- und Lifestylemagazin (Vista) war nur
ein kurzes Leben beschert. Heute ist Magna einer der wichtigsten Autozulieferer weltweit.
Franks Jahresgehalt liegt über 30 Mio. Dollar,
seine Familie kontrolliert den Konzern.
Betriebsräte eher nicht so beliebt
Betriebsräte dürften ihm zutiefst zuwider
sein ("Affen auf den Rücken der Arbeiter"), in
seinen Unternehmen hat das interne Regelwerk
"Magna Charta" de facto mehr Bedeutung als
Arbeitsgesetze eines Landes. Mittlerweile haben Stronach und die Gewerkschaften ein entspannteres Verhältnis als früher. Franks persönlicher Ausflug in die Politik für die kanadischen Liberalen 1988 war nicht erfolgreich. Die
Rolle als Arbeitsplätze schaffender Anschaffer
hingegen sehr wohl - zumindest in Österreich. (Leo Szemeliker, DER STANDARD Print-Ausgabe, 5.8.2003)